Karl Kardinal Lehmann ist Inhaber der 10. Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Jahr 2009

Vorlesungsreihe "Weltreligionen - Verstehen, Verständigung, Verantwortung" erschließt Möglichkeiten zum konstruktiven Dialog und zur Verständigung

28.04.2009

Für seine Offenheit und seine Bereitschaft zum Gespräch über aktuelle Probleme der Zeit, Glaubensfragen und interreligiöse Fragestellungen wird er international geschätzt: Karl Kardinal Lehmann setzt mit seinem Wirken Maßstäbe als international geachteter Theologe und wichtiger Partner sowohl im ökumenischen als auch im interreligiösen Dialog. Der Bischof von Mainz, Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Karl Lehmann, ist Inhaber der Jubiläumsprofessur der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der "Freunde der Universität Mainz e.V." Im Zentrum seiner Veranstaltungsreihe "Weltreligionen – Verstehen, Verständigung, Verantwortung" stehen im Sommersemester 2009 die großen Religionen und ihre Verantwortung im Zeitalter der Globalisierung. "Wir freuen uns ganz besonders, dass es uns gelungen ist, diese außergewöhnliche Persönlichkeit für die 10. Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur zu gewinnen. Karl Kardinal Lehmann gehört als theologischer Wissenschaftler und Hochschullehrer zu den bedeutendsten Theologen der Gegenwart", erklärt Dr. Klaus Adam, Vorsitzender der Vereinigung der "Freunde der Universität Mainz e.V., "durch seine geistige Aufgeschlossenheit und Dialogbereitschaft, durch seine theologische und ökumenische Kompetenz sowie durch seine brillanten Analysen genießt er als gefragter Gesprächspartner in Kirche, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft hohes Ansehen in Deutschland und darüber hinaus. Das ausgewogene Konzept der Vorlesungsreihe mit den von ihm gewonnenen Gesprächspartnern wird dem hochgesteckten Ziel einer Kulturen übergreifenden und Religionen verbindenden Jubiläumsprofessur mehr als gerecht."

Das Ziel der 10. Veranstaltungsreihe der Stiftungsprofessur besteht in einer Analyse der religiösen Situation unserer Zeit und im Erschließen von Dialog- und Verständigungsmöglichkeiten zwischen den Weltreligionen. "Die Veranstaltungsreihe zeigt, dass der Titel 'Weltreligionen - Verstehen, Verständigung, Verantwortung' Programm ist", erklärt Prof. Dr. Andreas Cesana, Vorsitzender der Stiftung "Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur". "Es geht darum, zunächst Kenntnis und Verständnis der einzelnen Weltreligionen zu fördern, um auf dieser Grundlage Möglichkeiten interreligiöser Kommunikation und Verständigung zu erschließen und die Verantwortung der Religionen im Zeitalter der Globalisierung aufzuzeigen."

Verantwortung der Religionen im Zeitalter der Globalisierung

Die Rolle der Weltreligionen in der Gegenwart wird gemäß Karl Kardinal Lehmann kontrovers beurteilt. Viele sprechen von der Rückkehr der Religion in unsere Gesellschaft, andere machen die Religion auch für die Anwendung von Gewalt in unserer Welt mitverantwortlich. Für seine Vorlesungsreihe ist die Überzeugung leitend, "dass ein konstruktiver Dialog im Sinne des klassischen Grundsatzes 'ein Gleicher redet mit einem Gleichen' – ohne dass dies jedoch Gleichschaltung oder gar Gleichgültigkeit der Religionen untereinander bedeutet – gegenseitige Verständigung ermöglicht und dazu beiträgt, die gemeinsame Verantwortung für eine friedliche Zukunft der Welt wahrnehmen zu können." Dabei sollen im Rahmen und in den Grenzen jeweils einer Vorlesung Werden, Grundgehalte, heutige geografische Verbreitung und missionarische Einstellung der einzelnen Weltreligionen aufgezeigt und insbesondere ihr Beitrag zur Bewältigung der Probleme und Aufgaben unserer Gegenwart herausgestellt werden. Kardinal Lehmann freut sich sehr, dass neun prominente und kompetente Gastrednerinnen und Gastredner seiner Einladung gefolgt sind und ihn bei seinem Vorhaben unterstützen werden, die Themenstellung aus religionswissenschaftlicher, theologischer und philosophischer Perspektive zu erörtern: Bettina Bäumer (Hinduismus), Bischof Wolfgang Huber, Vorsitzender des Rates der EKD (Religion, Politik und Gewalt), Manfred Hutter (Baha’i-Religion), Hans Joas (Religion und Säkularisierung), Eberhard Jüngel (Christentum), Gudrun Krämer (Islam), Johann Maier (Judentum), Helwig Schmidt-Glintzer (Daoismus, Konfuzianismus) und Michael von Brück (Buddhismus). "Das Publikum darf sich in dieser die Vielfalt und das Potential von Religionen erörternden Vorlesungsreihe auf Vorträge von großer thematischer Breite und auf erhellende Gespräche freuen", so Professor Cesana.

Prof. Dr. Dr. Karl Lehmann, 1936 in Sigmaringen geboren, kann auf eine beeindruckende akademische Karriere zurückblicken. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie in Freiburg und Rom arbeitete er zwischen 1964 und 1967 als Assistent von Karl Rahner an den Universitäten von München und Münster, erlebte aber auch das Zweite Vatikanische Konzil in Rom aus nächster Nähe mit. Bereits mit 32 Jahren wurde er auf den Lehrstuhl für katholische Dogmatik und Theologische Propädeutik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz berufen; drei Jahre später übernahm er in Freiburg/Breisgau die Professur für Dogmatik und Ökumenische Theologie. 1983 wurde Prof. Dr. Dr. Karl Lehmann zum Bischof von Mainz gewählt und ernannt; von 1987 bis Februar 2008 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. 2001 erfolgte die Ernennung zum Kardinal. In dieser Funktion nahm er am Konklave 2005 teil, aus dem Papst Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger) hervorging.

Neben seinen Hauptämtern früher als Theologieprofessor und jetzt als Bischof hat sich Karl Lehmann in vielen Institutionen und Gremien engagiert und tut das weiterhin: u.a. seit 1969 bis heute im Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen, 1974 bis 1984 in der Internationalen Theologenkommission beim Heiligen Stuhl in Rom, seit 1969 in der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz und von 1986 bis 1998 in der römischen Glaubenskongregation. Seit 1998 ist er Mitglied in der Kongregation für die Bischöfe, seit 2002 Mitglied des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Die Hochschätzung, die Bischof Lehmann international genießt, bestätigt sich in einer Reihe von Ehrenpromotionen u.a. in Innsbruck, Washington, Warschau und Graz.

Öffnung der Universität: Akzeptanz in der Öffentlichkeit

Die Mainzer Stiftungsprofessur ist herausragenden Wissenschaftlern und Persönlichkeiten von internationalem Renommee vorbehalten: Die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der Vereinigung der Freunde soll das Ansehen und die Attraktivität der Universität über die Landesgrenzen hinaus fördern und neue Akzente setzen. Als Nachfolger von Fritz Stern, Bert Hölldobler und Hans-Dietrich Genscher, Wolfgang Frühwald, Klaus Töpfer, Peter Ruzicka, Anton Zeilinger, Fritz Melchers und Jan Philipp Reemtsma kommt somit auch im Jahr 2009 ein Gastprofessor von internationaler Bedeutung an die Johannes Gutenberg-Universität.

"Ich bin sicher, dass die 10. Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur eine besondere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit finden und damit maßgeblich zum Ansehen der Universität beitragen wird", betont der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität, Prof. Dr. Georg Krausch, "als Mann des Ausgleichs und als Garant eines weltoffenen und toleranten Christentums hat sich Karl Kardinal Lehmann weit über die deutsche Sprachgrenze hinaus Respekt erworben. Mit seiner Persönlichkeit, seiner Kompetenz und Offenheit ist er in geradezu idealer Weise geeignet, das Thema des Dialogs der Weltreligionen in der Vielfalt der Facetten zu beleuchten. Es ist auch Aufgabe der Universität, sich in aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen am Diskurs zu beteiligen – und hier leistet die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2009 einen entscheidenden Beitrag."

Eingerichtet hat die "Vereinigung der Freunde" die Stiftung "Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur" aus Anlass des 600. Geburtstags von Johannes Gutenberg im Jahr 2000.