Bewilligung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) stärkt Profilbereiche der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
31.05.2024
Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist in der aktuellen Bewilligungsrunde der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit vier Förderanträgen für Sonderforschungsbereiche (SFB) erfolgreich. Neu eingerichtet hat die DFG den SFB 1660 "Hadronen und Kerne als Entdeckungsinstrumente" unter Sprecherschaft der JGU sowie den SFB/TRR 379 "Neuropsychobiologie der Aggression: Ein transdiagnostischer Ansatz bei psychischen Störungen" (Sprecherhochschule: RWTH Aachen) und den SFB/TRR 387 "Funktionalisierung des Ubiquitin Systems gegen Krebserkrankungen" (UbiQancer) (Sprecherhochschule: TU München) mit Beteiligung der Universitätsmedizin Mainz. Der SFB/TRR 288 "Elastisches Tuning und elastische Reaktion elektronischer Quantenphasen der Materie" (ELASTO-Q-MAT) unter Sprecherschaft der Goethe-Universität Frankfurt, an dem die JGU beteiligt ist, geht in eine weitere Förderperiode. "Die erfolgreichen Verbundforschungsprojekte positionieren Mainz als Standort zukunftsweisender und herausragender Forschung. Sie bestätigen damit die Forschungsstrategie und Forschungsstärke unserer Universität", erklärt der Präsident der JGU, Prof. Dr. Georg Krausch. "Unsere Anerkennung gilt den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die mit ihren herausragenden Forschungsleistungen diese bemerkenswerten Erfolge ermöglichen."
"Ich freue mich über das erfolgreiche Abschneiden der hochengagierten Forscherinnen und Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und ihrer Kolleginnen und Kollegen an den Partnereinrichtungen", sagt Clemens Hoch, Minister für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz. "Die Förderentscheidungen der DFG belegen, dass sie gemeinsam in ihrer wissenschaftlichen Arbeit Hervorragendes leisten. Zu diesen Erfolgen hat auch die Forschungsinitiative für die rheinland-pfälzischen Hochschulen beigetragen. Mit ihr setzen wir langfristig wichtige Impulse für die Profilschärfung und -stärkung sowie für ihre regionale, nationale und internationale Sichtbarkeit. Das macht unsere Hochschulen für Forschungspartnerschaften attraktiv. Forschungserfolge brauchen einen langen Atem, wie die Erfolgsgeschichte von BioNTech zeigt. Mit Zielvereinbarungen bis 2028 sind unsere Hochschulen gut aufgestellt. Im Jahr 2024 unterstützen wir die JGU alleine mit rund 9,4 Millionen Euro."
SFB 1660 "Hadronen und Kerne als Entdeckungsinstrumente" – Sprecherhochschule: Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Als Sprecherhochschule des neuen SFB 1660 verfolgt die Johannes Gutenberg-Universität Mainz im neuen Sonderforschungsbereich "Hadronen und Kerne als Entdeckungsinstrumente" das Ziel, unser Verständnis von den Bausteinen der Materie zu verbessern. Der SFB 1660 befasst sich mit der Frage, wie die Untersuchung von Hadronen und Kernen sowohl das Verständnis des Standardmodells der Teilchenphysik schärfen als auch zur Entdeckung von Physik jenseits des Standardmodells beitragen kann. Neben der JGU sind das Helmholtz-Institut Mainz (HIM) mit vier Projektleitern sowie die Universitäten Münster und Frankfurt mit je einem Projektleiter beteiligt, darüber hinaus sind durch Mercator Fellows auch die Mount Allison University in Kanada, die University of Edinburgh sowie die Universitäten von Ljubljana, Manitoba und Silesia involviert.
Der SFB 1660 wird sich auf drei Säulen stützen: die Erforschung der Physik jenseits des Standardmodells der Teilchenphysik mithilfe von Hadronen, die Schnittstelle zwischen Hadronen- und Kernphysik und die Untersuchung der nuklearen Astrophysik. Die Forschung wird an hochmodernen Einrichtungen wie den MAMI- und MESA-Beschleunigern auf dem Campus der JGU sowie an externen Infrastrukturen von Partnerinstitutionen wie dem Paul-Scherrer-Institut (PSI) oder am Beijing Spectrometer III (BES III) durchgeführt. Weitere Stärken des SFB 1660 sind die enge Zusammenarbeit zwischen experimenteller und theoretischer Forschung und die intensive Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt den SFB 1660 "Hadronen und Kerne als Entdeckungsinstrumente" mit 10,7 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren. Das Sprecherteam des SFB 1660 besteht aus Prof. Dr. Concettina Sfienti und Prof. Dr. Marc Vanderhaeghen vom Institut für Kernphysik der JGU. Ihre Forschung konzentriert sich insbesondere auf Experimente zur Elektronenstreuung am Mainzer Teilchenbeschleuniger MAMI sowie auf die Theorie der Kern- und Hadronenphysik, die deren Ergebnisse auswertet. Mit dem Bau des energierückgewinnenden Beschleunigers MESA auf dem Gutenberg-Campus, der sich kurz vor Fertigstellung befindet, werden sich für ihre Forschung neue experimentelle Möglichkeiten ergeben. Die außergewöhnlich hohe Strahlintensität, die mit MESA erreicht werden kann, wird einerseits außerordentlich präzise Elektronstreuexperimente im Niederenergiebereich ermöglichen und andererseits die Chance bieten, nach extrem seltenen Prozessen zu suchen.
SFB/TRR 379 "Neuropsychobiologie der Aggression: Ein transdiagnostischer Ansatz bei psychischen Störungen" – Sprecherhochschule: RWTH Aachen
Forschungsgegenstand des ebenfalls erstmals von der DFG geförderten SFB/Transregio 379 "Neuropsychobiologie der Aggression: Ein transdiagnostischer Ansatz bei psychischen Störungen" sind Aggressionen bei psychischen Störungen. Von Interesse sind insbesondere dabei auftretende genetische, molekulare, hormonelle und neuronale Mechanismen sowie damit verbundene Verhaltensweisen. Ziel ist es, aggressives Verhalten vorhersagen zu können und eine maßgeschneiderte biosignaturspezifische Prävention und Intervention zu ermöglichen. Um dies zu erreichen, wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spezifische Biosignaturen der Aggression bei psychischen Störungen identifizieren und charakterisieren sowie ein detailliertes Verständnis der Biologie, Psychologie und Physiologie dieser Biosignaturen generieren. Insbesondere im Hinblick auf kritische Zeiträume und Zeitfenster für die Prävention, zielen die Forschungen auch darauf ab, umfassende Erkenntnisse über die Umwelt als Einflussfaktor auf den Organismus und die Psyche zu gewinnen.
Der SFB/TR 379 umfasst 20 Teilprojekte. Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz ist an folgenden drei Teilprojekten beteiligt: Das Teilprojekt B02 "Aggressives Verhalten und Psychopathologie als Selbstregulierungsdefizit bei jungen Straftätern: neuronale Mechanismen und negative Kindheitserfahrungen" leiten Prof. Dr. Oliver Tüscher, Stellvertretender Direktor und leitender Oberarzt der Klinik, und Prof. Dr. Wolfgang Retz, Leitung Forensische Psychiatrie und Psychotherapie. Professor Retz ist zudem Co-Leiter des Teilprojekts C07 "Identifizierung von Mediatoren für Bedrohungsaggression und experimentelle Manipulation durch tDCS". Der Leiter der AG Systemische Neurowissenschaften, Prof. Dr. Wolfgang Kelsch, untersucht in Teilprojekt C03 mit einem neuentwickelten translationalen Ansatz, wie frustrierendes Ausbleiben von Belohnungen und das wiederholte Erleben äußerer Bedrohungen Gehirnnetzwerke und somit komplexe soziale Funktionen modifizieren und so zum Erlernen aggressiver Reaktionen führen. Dieses Projekt erfolgt in enger Kooperation mit dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.
Sprecherhochschule des SFB/TR 379 ist die RWTH Aachen. Sprecherin ist Professorin Dr. Ute Habel. Auch die Goethe-Universität Frankfurt und die Universität Heidelberg beteiligen sich am SFB 379. Kooperierende Institute sind das Forschungszentrum Jülich und die Julius Maximilians-Universität Würzburg. Die von der DFG bewilligte Fördersumme für diesen SFB beträgt insgesamt 13,3 Millionen Euro. Davon erhält die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz einen Anteil von insgesamt rund 755.000 Euro für ihre Forschungsarbeiten an den drei SFB 379-Teilprojekten, an denen sie beteiligt ist.
SFB/TRR 387 "Funktionalisierung des Ubiquitin Systems gegen Krebserkrankungen" (UbiQancer) – Sprecherhochschule TU München
Der SFB/Transregio 387 "Funktionalisierung des Ubiquitin Systems gegen Krebserkrankungen - UbiQancer" verfolgt das Ziel, fundamental neue Krebsmedikamente entwickeln zu können. Zu diesem Zweck untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Protein-Netzwerke und Interaktionen von Proteinen, die an der Entwicklung von Tumoren beteiligt sind. Im Fokus steht das Protein Ubiquitin und die mit Ubiquitin assoziierten Abläufe. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es auf mehrfache Weise an ein Zielprotein geheftet werden und dieses auf verschiedene Weise modifizieren kann. Dadurch ist es in der Lage, verschiedene Funktionen zu erfüllen, beispielsweise für den Proteinabbau, die Regulation des Zellzyklus, den zellulären Proteintransport oder für die Aktivierung und Inaktivierung von Enzymen. Welche Rolle Ubiquitin und das Ubiquitin-Proteasom System bei der Entstehung von Krebserkrankungen einnimmt, ist noch weitestgehend unerforscht. Die zentrale Hypothese des SFB/Transregio 387 lautet: Veränderte Protein-Protein-Interaktionen sind eine Ursache für die Entstehung von Tumoren.
Im SFB 387-Teilprojekt A02 (Funktion und Ausrichtung von membrangebundenen E3-Ligasen bei AML), co-geleitet von Prof. Dr. Daniela Krause, Direktorin des Instituts für Transfusionsmedizin – Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz, untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Wirkmechanismen und Effekte des Ubiquitin-Systems bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) und die Interaktion der Leukämiezellen mit dem Knochenmark. Darauf basierend wollen die Forschenden den Ubiquitin-Weg therapeutisch nutzbar machen und neue Krebsmedikamente entwickeln.
Der SFB/Transregio 387 erhält in seiner ersten vierjährigen Förderperiode finanzielle Mittel in Höhe von insgesamt rund 14 Millionen Euro, wovon 841.600 Euro auf das Teilprojekt mit Mainzer Beteiligung entfallen. An dem neu bewilligten Sonderforschungsbereich/Transregio sind des Weiteren die TU München (Sprecherschaft), die Julius-Maximilians-Universität Würzburg und die Goethe-Universität Frankfurt beteiligt.
SFB/TRR 288 "Elastisches Tuning und elastische Reaktion elektronischer Quantenphasen der Materie" (ELASTO-Q-Mat) – Sprecherhochschule: Goethe-Universität Frankfurt
Die Untersuchung von Quantenmaterialien, deren Eigenschaften sich in besonderem Maße durch elastische Verformungen verändern lassen, ist Gegenstand des Sonderforschungsbereichs/Transregio 288 "Elastisches Tuning und elastische Reaktion elektronischer Quantenphasen der Materie" (ELASTO-Q-Mat) unter Sprecherschaft der Goethe-Universität Frankfurt. Beteiligt sind neben der Johannes Gutenberg-Universität Mainz auch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz sowie das Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe in Dresden.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat die Forschungsteams aus der Physik und der Chemie in der ersten Förderphase mit rund zehn Millionen Euro gefördert und stellt in der zweiten vierjährigen Förderphase rund zehn Millionen Euro zur Verfügung. Die Arbeiten werden sich wie schon zuvor mit Quantenmaterialien mit multiplen Eigenschaften beschäftigen. Dabei ist allen Quantenmaterialien gemein, dass die Elektronen darin einen geordneten "Tanz" vollführen. Die Choreografie bleibt oft über weite Energiebereiche und Zeiträume hinaus erhalten. Dieser Effekt hängt nicht nur von der chemischen Zusammensetzung des Materials ab, sondern auch von äußeren Bedingungen wie Temperatur, Druck oder magnetischen Feldern. Indem man diese ändert, kann man die Eigenschaften eines Quantenmaterials gezielt beeinflussen. "Die Zukunft quantenmechanisch-elektrischer Technologien liegt in eben solchen außergewöhnlichen Eigenschaften, die in den vergangenen Jahren entdeckt und synthetisiert wurden. Unser Ziel ist es, die Eigenschaften von elektronischen Quantenmaterialien derart zu steuern, dass sie faktisch zu mehreren Quantenmaterialien in einem werden, jedes mit spezifischen individuellen Eigenschaften", erklärt Prof. Dr. Jairo Sinova vom Institut für Physik der JGU, Co-Sprecher des SFB/TRR 288.
Mit den Universitäten in Frankfurt und Mainz kooperieren im SFB/TRR 288 Partner der strategischen Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU).