Preisträger forscht seit 36 Jahren im Grenzgebiet von Nepal und China
21.10.2005
Die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft e. V. hat den mit 5.000 Euro dotierten Ornithologen-Preis 2005 an Prof. Dr. Jochen Martens, Abteilungsleiter für Systematische Zoologie am Institut für Zoologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), verliehen. Die wissenschaftliche Gesellschaft würdigt damit seine jahrzehntelange Arbeit zur Artbildung bei Singvögeln.
Seit 1969 reist Martens nach Zentralasien, um die Rufe und Gesänge von Singvögeln aufzunehmen und anschließend im Mainzer Bioakustiklabor auszuwerten. In enger Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften der Sowjetunion beziehungsweise Chinas gelangen ihm sogar Artneubeschreibungen in einem scheinbar erforschten Gebiet. Beispiele sind die Spitzschuppentimalie aus Nepal und der Omei-Goldbrillen-Laubsänger aus China. Seit etwa zehn Jahren bedient sich Martens' Arbeitsgruppe zusätzlich molekularsystematischer Methoden, um Vogelarten nachzuweisen, deren Ähnlichkeit mit längst bekannten Arten sie dem Zugriff des rein morphologisch arbeitenden Systematikers entzieht. Der geographische Schwerpunkt Martens' Forschungsinteresses ist der Übergang von Nepal nach China, wo sich zu unterschiedlichen Zeiten der Evolution neue Vogelarten gebildet haben.
Der Himalaya gilt als besonders artenreich, was durch starke klimatische Gegensätze und starke Zertalung bedingt ist, weshalb von den Wäldern der Subtropen bis zur alpinen Kältesteppe verschiedene Umweltbedingungen vorherrschen. Martens' Verdienste um die Kenntnisse der Vogelwelt sind in China hoch angesehen, so dass chinesische Fachkollegen ihn immer wieder als Experte zu Rate ziehen oder zu Forschungsaufenthalten nach Mainz kommen. Derzeit hat das Institut für Zoologie Dr. Zhang Yanyun von der Beijing Normal University zu Besuch, der hier unter anderem das Verhalten und die Rufe des Schmalschwanz-Ohrfasans erforscht.