JGU erhält Bewilligung für Humboldt-Professur in der Biologie

Hanna Kokko von der Universität Zürich soll mit höchstdotiertem deutschen Forschungspreis Gründungsdirektorin eines Instituts für computergestützte Biowissenschaften werden

01.06.2022

Nach der Nominierung durch die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist die theoretische Evolutionsbiologin Prof. Dr. Hanna Kokko für eine Alexander von Humboldt-Professur und damit den höchstdotierten deutschen Forschungspreis ausgewählt worden. Kokko ist weltweit führend auf ihrem Gebiet und arbeitet derzeit als Professorin an der Universität Zürich. An der JGU soll sie Gründungsdirektorin eines Instituts für quantitative und computergestützte Biowissenschaften werden und dieses zu einem internationalen Zentrum für theoretische Biologie ausbauen. Die Alexander von Humboldt-Stiftung vergibt jährlich bis zu zehn Professuren an Spitzenforscherinnen und -forscher im Ausland, um diese an deutsche Universitäten zu holen und langfristig dort zu halten. Theoretisch arbeitende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhalten 3,5 Millionen Euro für die ersten fünf Jahre, die sie etwa für den Aufbau ihres Forschungsteams oder für technische und räumliche Ausstattung nutzen können. Die Universitäten legen bei der Nominierung ein Konzept vor, wie sie die Professur über diesen Zeitraum hinaus finanzieren.

"Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, Frau Kokko für Mainz zu gewinnen. Das zeigt einmal mehr die internationale Strahlkraft des Forschungsstandorts Rheinland-Pfalz in den Lebenswissenschaften. Frau Kokko wird einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Instituts für quantitative und computergestützte Biowissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz leisten und so der Biotechnologie-Strategie des Landes einen weiteren Baustein hinzufügen", sagt der Wissenschaftsminister von Rheinland-Pfalz, Clemens Hoch.

"Mit Kollegin Kokko ist es uns schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre gelungen, den Fachbereich Biologie durch Einwerbung einer renommierten Humboldt-Professur zu verstärken", sagt der Präsident der JGU, Prof. Dr. Georg Krausch. "Ihre Expertise und weltweite Sichtbarkeit unterstützen die lebenswissenschaftliche Forschung der JGU auf einem hochaktuellen Fachgebiet, das für unsere Konkurrenzfähigkeit in den kommenden Jahren von zentraler Bedeutung sein wird."

Ziel der Forschungen von Hanna Kokko ist es, das Zusammenwirken von evolutionären und ökologischen Prozessen besser zu verstehen. Dabei arbeitet Kokko am Übergang von Theorie und Empirie und wendet Modellrechnungen auf die Logik der Evolution an. Ihre bahnbrechenden Beiträge zu zentralen Fragen der Evolutionsbiologie, etwa zur Evolution von sexueller Fortpflanzung, haben ihr Feld maßgeblich und nachhaltig geprägt. Eine ihrer einflussreichsten Arbeiten hat den theoretischen Nachweis dafür geliefert, dass bei einigen Arten kooperatives Verhalten die Überlebenschancen der Gruppenmitglieder erhöhen kann.

Bedeutsamer Schritt im Ausbau der Lebenswissenschaften der JGU

Für die JGU ist die Berufung von Hanna Kokko ein bedeutsamer Schritt im Ausbau ihrer Lebenswissenschaften. Dieser wurde in den vergangenen Jahren durch eine grundlegende Umstrukturierung begleitet und soll nun durch die Gründung des Instituts für Quantitative und Computational Biosciences (IQCB), einem interdisziplinären Institut an der Schnittstelle von Biologie, Bioinformatik und Medizin, weiter vorangetrieben werden. Kokko soll eine von mehreren Gründungsdirektorinnen und -direktoren des IQCB werden. "Hanna Kokko ist eine ungemein wichtige und prominente Wissenschaftlerin, die eine herausragende Verstärkung für uns sein wird", sagt der Dekan des Fachbereich Biologie der JGU, Prof. Dr. Eckhard Thines. "Mit ihrer einzigartigen und breit gefächerten Expertise in der computergestützten Modellierung von biologischen Interaktionen ist sie eine der denkbar besten Besetzungen für den Ausbau der theoretischen Biologie in Mainz."

Hanna Kokko wurde 1971 in Finnland geboren und ist seit 2014 Professorin für Evolutionäre Ökologie an der Universität Zürich. Sie promovierte 1997 an der Universität Helsinki, die ihr eine Auszeichnung für ihre Dissertation verlieh. Weitere wissenschaftliche Stationen von ihr waren unter anderem die University of Cambridge, die University of Glasgow, die Universität Jyväskylä und die Australian National University. Kokko wurde 2007 als lebenslanges Mitglied in die finnische Wissenschaftsakademie aufgenommen. Seit 2014 ist sie Fellow der Australian Academy of Science und seit 2020 International Honorary Fellow der American Academy of Arts and Science.