Art- und Herkunftsbestimmung von Elfenbein auch für Kunst und Archäologie / Entwicklung neuer Untersuchungsmethoden
20.04.2005
Elfenbein steht unter Artenschutz. Der Handel damit ist daher stark eingeschränkt und durch das Washingtoner Artenschutzabkommen reglementiert. Dennoch werden immer wieder Schnitzereien und andere Erzeugnisse aus Elfenbein durch den Zoll beschlagnahmt. Am Internationalen Zentrum für Elfenbeinforschung (INCENTIVS) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, um konfisziertes verdächtiges Material zu bestimmen und seine Herkunft festzustellen. Immer wieder werden vom Zoll konfiszierte Objekte unterschiedlichster Art untersucht: ganze Stoßzähne, kunstvoll geschnitzte Dolchgriffe und japanische Namenstempel, sogenannte Hanko, bis hin zu elfenbeinernen Essstäbchen. Der Bedarf für diese Analysen ist so groß, dass das Labor der Universität nun als offizielles Referenzlabor des Bundesamts für Naturschutz anerkannt werden soll.
Als Elfenbein wird üblicherweise das Elfenbein von Elefanten verstanden, während Stoßzähne oder Hauer von anderen Säugetieren wie Nilpferd oder Walross entsprechend als Nilpferd- bzw. Walrosselfenbein bezeichnet werden. Bereits aus der Steinzeit ist die Bearbeitung von Mammutzähnen zu Waffen oder Figuren bekannt. Aus einer Frucht von Palmen, die in den peruanischen Anden vorkommen, wird pflanzliches Elfenbein gewonnen.
Mammutelfenbein und pflanzliches Elfenbein unterliegen nicht dem Artenschutz und können gehandelt werden. "Oftmals erkennen wir schon unter dem Mikroskop das unterschiedliche Material", erklärt Dr. Arun Banerjee, Initiator des Internationalen Zentrums für Elfenbeinforschung. Für schwierigere Fälle stehen dem Zentrum, das unter anderem mit dem Zollamt des Frankfurter Flughafens und dem Max-Planck Institut für Chemie in Mainz zusammenarbeitet, moderne spektroskopische und massenspektrometrische Untersuchungsmethoden am Institut für Geowissenschaften der JGU zur Verfügung.
Bei der IR-Reflexion-Spektroskopie werden die Elfenbeinproben mit Infrarotlicht bestrahlt. Die dadurch hervorgerufene Wechselwirkung der Probe mit der Infrarotstrahlung gibt Auskunft über die Zusammensetzung des Materials, das bei dieser Methode vollständig erhalten bleibt. Die Laser-Ablations ICP-MS arbeitet nicht ganz zerstörungsfrei: Ein UV-Laser bohrt ein wenige tausendstel Millimeter kleines Loch in die Probe, das herausgeschleuderte Material wird mithilfe eines Gasstroms durch eine ca. 8.000 Grad heiße Flamme transportiert, dadurch ionisiert und anschließend in einem Massenspektrometer analysiert. So ist etwa eine Unterscheidung, ob das Elfenbein von thailändischen oder afrikanischen Elefanten stammt, möglich.
Das Internationale Zentrum für Elfenbeinforschung/International Centre of Ivory Study, kurz INCENTIVS, wurde 2003 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz unter anderem mit dem Ziel gegründet, den Austausch unter Museen und anderen Einrichtungen, die sich mit der Elfenbeinforschung befassen, zu intensivieren. Das Zentrum untersucht Art und Herkunft von historischen und archäologischen Elfenbeinobjekten und entwickelt neue Techniken zur Konservierung und Restaurierung von Kunstgegenständen.