"Hummeln helfen! Rheinland-Pfalz": JGU versorgt über 400 Schulen im Land mit Hummelforscher-Sets

Bildungsminister Sven Teuber und Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase besuchen "hummelfreundlichen" Biologieunterricht an der IGS Bretzenheim

03.09.2025

Der Rückgang der Insektenpopulationen ist nach wie vor alarmierend und nicht nur im Hinblick auf die Sicherung unserer Versorgung mit Nahrungsmitteln, sondern auch für die Erhaltung von Ökosystemen problematisch. Rund 70 Prozent der weltweit wichtigsten Nahrungspflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Zu diesen Bestäubern gehören neben der Honigbiene auch die über 600 Arten von Wildbienen, darunter 41 verschiedene Hummelarten allein in Deutschland. Gerade deren Beitrag als Blütenbestäuber wird in der Regel aber unterschätzt.

Hauptanliegen des Projekts "Hummeln helfen!" der AG Didaktik der Biologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist daher, bereits im Biologieunterricht an Schulen die Bedeutung von Wildbienen und Insekten insgesamt für den Menschen zu vermitteln. Dies gelingt besonders gut, wenn sich Schülerinnen und Schüler hierzu nicht nur Faktenwissen aneignen, sondern dieses auch in der Praxis anwenden können. Hier setzen die im Projekt entwickelten und mit rund 3.000 Schülerinnen und Schülern im Rhein-Main-Gebiet erprobten Arbeitsmaterialien an, die im Rahmen einer landesweiten Versandaktion allen weiterführenden Schulen in Rheinland-Pfalz durch das Bildungsministerium RLP zur Verfügung gestellt wurden. Die Materialsets enthalten neben Arbeitsheften für den Unterricht, in die Schülerinnen und Schüler unter anderem ihre Beobachtungsergebnisse und Vorschläge für die insektenfreundliche Gestaltung des Schulgeländes, zum Beispiel das Anlegen von insektenfreundlichen Blumenwiesen durch Flächenentsiegelung, eintragen, auch großformatige Bestimmungsfächer, mit denen sich die häufigsten Hummelarten sicher und einfach bestimmen lassen. Für Lehrkräfte stehen digital vielfältige Begleitmaterialien zur Verfügung.

"Wir nutzen Hummeln als Sympathieträger für die große Gruppe der Wildbienen, da sie von den meisten Menschen als friedfertig angesehen werden", erläutert Prof. Dr. Daniel Dreesmann, Leiter der AG Didaktik der Biologie, den Fokus auf Erd-, Acker und Wiesenhummeln, denen man auf vielen Schulgeländen begegnen kann. Zudem lassen sich die Tiere gut beobachten und sind groß genug, um sie problemlos bestimmen zu können. "Wir freuen uns zudem sehr, dass mit Unterstützung des Bildungsministeriums erneut Arbeitsergebnisse aus einem unserer Forschungs- und Entwicklungsprojekte allen Schulen in Rheinland-Pfalz zur Verfügung gestellt werden!"

Anfang des Jahres wurden mehr als 400 Materialkisten an die Schulen im Land verschickt, die vielerorts bereits im Unterricht eingesetzt wurden. Bei einem Besuch der IGS Bretzenheim in Mainz haben Bildungsminister Sven Teuber und Oberbürgermeister Nino Haase den Schülerinnen und Schülern beim Umgang mit Bestimmungsfächern und Forscherheften über die Schulter geschaut. Die IGS Bretzenheim ist zudem eine von 100 Schulen in Rheinland-Pfalz, die im Rahmen der Versandaktion eine von 100 Wildbienennisthilfen erhalten hat. Die Schülerinnen und Schüler haben einzelne Holzplatten daraus entnommen, die gefrästen Gänge auf "Bewohner" hin untersucht und ihre Beobachtungsergebnisse in einem Nisthilfentagebuch dokumentiert. "Uns ist die originale Begegnung mit Wildbienenarten wichtig, die für ihren Lebenszyklus auf solche Nisthilfen angewiesen sind", erläutert Dipl.-Biol. Laura Aporius von der AG Didaktik der Biologie. Die für das Projekt eigens gebauten Wildbienennisthilfen erlauben durch aufgeklebte Klarsichtfolien Einblicke ohne die Tiere zu stören. "Wenn man einmal live die Entwicklung vom Ei bis zur Puppe beobachtet hat, weiß man die Bedeutung von Wildbienen zu schätzen."

"MINT läuft in Rheinland-Pfalz – und in diesem Fall kann man mit Fug und Recht sagen: MINT brummt! Das Hummelprojekt ist ein Paradebeispiel, wie man junge Menschen für Biologie, Natur- und Umweltschutz begeistert", sagt Bildungsminister Sven Teuber. "Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik bespielen wir in Rheinland-Pfalz an Schulen und Kitas seit Jahren mit großem Einsatz. Wir müssen in diesen Zukunftsfeldern heute schon die Fachkräfte von morgen gewinnen. Und was könnte die kindliche Neugierde für Natur besser wecken und beflügeln wie diese Hummelforscher-Sets, in denen die vielfältige Welt der Insekten so toll erlebbar wird."

"Uns als Stadt sind Schutz und Förderung von Bestäubern wichtig! Zusammen mit anderen Insekten tragen sie dazu bei, dass das Mainzer Stadtgrün neben der optischen Bereicherung sowohl Orte der Ruhe und Erholung bietet als auch Lebens- und Rückzugsräume für Vögel, Insekten und andere Tiere. Umso wertvoller ist es, wenn Kinder und Jugendliche schon in der Schule durch Projekte wie 'Hummeln helfen!' erleben, welche zentrale Rolle Wildbienen für die Natur und uns spielen. So wächst nicht nur Wissen, sondern auch das Gefühl der Verantwortung für unsere gemeinsame Zukunft", führt Oberbürgermeister Nino Haase aus.

"Als größte Ausbildungsstätte für Lehrkräfte in Rheinland-Pfalz ist es für die Johannes Gutenberg-Universität Mainz nicht nur wichtig, Studierende auf ihren späteren Beruf optimal vorzubereiten. Es ist erfreulich, wenn ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt der JGU mit hohem Praxisbezug allen Schulen des Landes zugutekommt", bemerkt Prof. Dr. Stephan Jolie, Vizepräsident für Studium und Lehre der JGU. Auf diese Weise leisten Forschende und Lehrende sowie am Projekt beteiligte Studierende einen wichtigen Beitrag, um ein hochaktuelles Thema in den Unterricht zu bringen. "Wenn es dadurch gelingt, Lehrerinnen und Lehrer der MINT-Fächer durch innovatives Unterrichtsmaterial unmittelbar dabei zu unterstützen, ihre Schülerinnen und Schüler für ein entsprechendes Studium zu begeistern, leisten wir als Universität zudem einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung."

Dritte landesweite Versandaktion von Bildungsministerium und Mainzer Biologiedidaktik

Nach dem Versand von Materialsets aus dem Projekt "Durch die BLUME - Blütenbiologie im Unterricht – Materialien & E-Learning" in den Jahren 2018 und 2019, die aus Mitteln des Bildungsministeriums erfolgten bzw. gemeinsam mit dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz finanziert wurden, stellte das Bildungsministerium für "Hummeln helfen! Rheinland-Pfalz" rund 30.000 Euro zur Verfügung.

Projekt "Hummeln helfen! Rheinland-Pfalz" unterstützt Schulen

Das ursprünglich als "Hummeln helfen! Rhein-Main" durchgeführte Projekt wurde in der AG Didaktik der Biologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Bundesprogramm Biologische Vielfalt von 2021 bis 2024 durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) mit rund 345.000 Euro gefördert. Im Projekt engagieren sich Schülerinnen und Schüler für die Belange von Hummel- und anderen Wildbienenarten. Dabei führen sie eigene Beobachtungen und Messungen durch, werten Daten aus und erhalten so einen Einblick in aktuelle Forschung rund um das Thema Insektenschutz. Die Schülerinnen und Schüler untersuchen ihr eigenes Schulgelände und gestalten es den Ergebnissen entsprechend hummel- und insektenfreundlich um. Ein außerschulischer Lernort wie die Fasanerie eignet sich vor allem für Stadtschulen, die keine Möglichkeiten haben, eigene Blühwiesen und ihre Bestäuber zu untersuchen.