Horizont 2020: 1,8 Millionen Euro für Mainzer Forscher

EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation fördert drei Forschungsprojekte der Universitätsmedizin Mainz

13.09.2017

Insgesamt 1,8 Millionen Euro erhält die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) aus dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation "Horizont 2020". Mit einem Finanzvolumen von 80 Milliarden Euro handelt es sich um das weltweit finanzstärkste Förderprogramm für Forschung und Innovation. Die Universitätsmedizin Mainz war in zwei der sieben Förderlinien erfolgreich. In der Förderlinie "Personalised Medicine" wird das von Prof. Dr. Raffael Kalisch vom Deutschen Resilienz Zentrum (DRZ) der Universitätsmedizin Mainz koordinierte Projekt DynaMORE gefördert. Ziel dieses Projekt ist es, ein personalisiertes Computermodell zu entwickeln, mit dem sich die individuelle psychische Widerstandsfähigkeit bestimmen und erhöhen lässt. In der Förderlinie "Nanotechnologies, Advanced Materials, Biotechnology and Production" fördert die EU die Projekte nTRACK und InnovaConcrete, an denen die Universitätsmedizin Mainz als Projektpartner beteiligt ist. nTRACK hat den Anspruch herauszufinden, wie sich die Stammzelltherapie zur Regeneration von Muskeln einsetzen lässt. Im Rahmen von InnovaConcrete geht es darum, ein Material zu entwickeln, mit der sich wichtige Betondenkmäler des kulturellen Erbes vor Verfall schützen lassen.

Das Projekt DynaMORE wird von Prof. Dr. Raffael Kalisch vom Deutschen Resilienz Zentrum (DRZ) der Universitätsmedizin Mainz koordiniert. Es zielt darauf ab, ein personalisiertes Computermodell der Resilienz – also der seelischen Widerstandskraft – von Menschen zu entwickeln, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden oder Traumatisierungen ausgesetzt waren. Dieses Modell lernt anhand individueller Daten, welche Anfälligkeiten und Schutzmechanismen eine Person in welchem Maße besitzt. Dadurch soll es in der Lage sein, zum Beispiel über eine zu entwickelnde Smartphone-App, personalisierte Empfehlungen und Trainings zur Stärkung der Resilienz abzugeben.

"Die Modellentwicklung soll einerseits dazu dienen, die Mechanismen von Resilienz zu verstehen. Dann geht es in einem nächsten Schritt darum, ein Tool zu entwickeln, mit dem sich die psychische Widerstandsfähigkeit erhöhen lässt. Letztendlich soll dies klinische Entscheidungshilfen bieten", erklärt Prof. Dr. Raffael Kalisch. Das Projekt hat eine Laufzeit von 60 Monaten und wird mit insgesamt rund sechs Millionen Euro gefördert. Die Universitätsmedizin erhält hiervon eine Million Euro. Weitere beteiligte Partner an DynaMORE sind die Universitäten von Berlin, Freiburg, Löwen, Nimwegen, Tel Aviv, Warschau, Zürich und das belgisch-niederländische Forschungszentrum IMEC.

Ein zweites Projekt mit dem Namen nTRACK untersucht, wie sich die Stammzelltherapie zur Regeneration von Muskeln einsetzen lässt. An diesem vom Leitat Technological Center (Barcelona) koordinierten Projekt ist Prof. Dr. Volker Mailänder, Arbeitsgruppenleiter des Forschungszentrums für Immuntherapie (FZI) und des Forschungsschwerpunkt BiomaTICS – Biomaterials, Tissues and Cells in Science der JGU, beteiligt. Im Kern geht es darum, dass sich Stammzellen in geschädigte Gewebe wie beispielsweise Muskelgewebe einbauen und diese reparieren können. Wesentlich hierfür ist das Überleben und Einheilen der Stammzellen während der ersten Stunden und Tage nach dem Einbringen der Zellen in das erkrankte Gewebe.

"Das Projekt nTrack hat zum Ziel, mittels einzigartiger Kombinations-Nanopartikel, die als Kontrastmittel für bildgebende Verfahren dienen, das Verhalten der Stammzellen im Gewebe in diesen kritischen Zeitfenstern darzustellen. Somit sollen frühzeitig erfolgreiche von nicht-erfolgreichen Stammzellgaben unterschieden werden können. Letztlich geht es darum, Dosisanpassungen oder speziell gezüchtete Stammzellen für einen möglichst großen Therapieerfolg für den Patienten zu bestimmen", erklärt Prof. Dr. Volker Mailänder. nTRACK hat eine Laufzeit von 48 Monaten und wird mit rund sieben Millionen Euro gefördert. Davon gehen rund 630.000 Euro an die Universitätsmedizin Mainz. An diesem Projekt sind neben deutschen Partnern auch Partner aus Spanien, Israel, Griechenland, den Niederlanden und England beteiligt. Die Partner haben teils einen universitären Hintergrund, teils handelt es sich aber auch um privatwirtschaftliche Unternehmen sowie verschiedene staatliche Forschungseinrichtungen aus verschiedenen europäischen Ländern.

Das dritte geförderte Projekt "InnovaConcrete" verfolgt das Ziel, ein selbstheilendes Material zu entwickeln, mit dem sich Betondenkmäler nachhaltig vor Verfall schützen lassen. Es geht darum, das kulturelle Erbe zu bewahren. Bei diesem von Prof. Maria J. Mosquera, Universität Cadiz (Spanien), koordinierten Projekt sind Prof. Werner E.G. Müller und Prof. Xiaohong Wang vom Institut für Physiologische Chemie der Universitätsmedizin Mainz Projektpartner. Die Wissenschaftler wollen untersuchen, inwieweit das nach einem neuartigen Prinzip wirkende Material zur Selbstreparatur in der Lage ist, das Auftreten von Rissen und anderen Schäden in Beton zu verhindern. Auch soll das Material idealerweise vor Korrosion also Verrostung schützen.

"Unser Anspruch ist es, ein Material auf der Basis von Calciumcarbonat/Polyphosphat zu entwickeln, das zur Selbstheilung zerstörter Oberflächen dient. Dabei kommen uns unsere Erfahrungen in der Entwicklung neuartiger medizinischer Implantatmaterialien zunutze", betont Prof. Dr. Werner E. G. Müller. Die Laufzeit für "InnovaConcrete" beträgt 36 Monate. Die dafür von der EU zur Verfügung gestellten Mittel belaufen sich auf insgesamt rund sieben Millionen Euro. Hiervon erhält die Universitätsmedizin Mainz rund 190.000 Euro. An InnovaConcrete sind 29 Partner beteiligt. Dazu zählen die Universitäten von Cádiz, Kreta, Darmstadt, Athen, Delft und Lodz sowie verschiedene staatliche Forschungseinrichtungen aus verschiedenen europäischen Ländern und privatwirtschaftliche Unternehmen aus Europa, den USA und Argentinien. Auch die Mainzer Firma NanotecMARIN GmbH ist an "InnovaConcrete" beteiligt.

"Gerade vor dem Hintergrund, dass im Rahmen von Horizont 2020 höchstinnovative Forschungsprojekte gefördert werden, ist die Bewilligung von gleich drei Projekten der Universitätsmedizin Mainz eine absolute Auszeichnung. Es unterstreicht, dass unsere Forscher sich mit hoher Kompetenz mit wichtigen Zukunftsfragen beschäftigen und mit innovativen Lösungen die Zukunft mitgestalten", erklärt der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Ulrich Förstermann.