Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz analysiert TV-Duell zwischen Malu Dreyer und Julia Klöckner

Echtzeitmessung mit 70 Versuchspersonen aus Rheinland-Pfalz zu den Wirkungen des Aufeinandertreffens der Spitzenkandidatinnen im Wahlkampf

08.03.2016

Am 1. März 2016 fand mit dem Fernsehduell zwischen Malu Dreyer (SPD) und Julia Klöckner (CDU) der Höhepunkt des Wahlkampfs zur Wahl des 17. rheinland-pfälzischen Landtags statt. Wie werden bei einem solchen Duell politische Informationen wahrgenommen und verarbeitet? Diese und weitere Fragen werden an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) am Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz durch den Arbeitsbereich Empirische Politikforschung untersucht.

Die Wahrnehmung und Wirkung von Fernsehduellen wird bereits seit einigen Jahren wie in diesem Fall auch in Echtzeit gemessen. Hierfür kommt ein Real-Time-Response-Verfahren zur Anwendung, um die Einschätzung der Zuschauer zum Verlauf des Duells zu messen, noch während dieses stattfindet. Über Eingabegeräte können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre subjektiven Empfindungen zum Ausdruck bringen. Die Messung gibt die Echtzeitreaktionen bei der Rezeption wieder. Aus der Verbindung dieser Daten und den Erkenntnissen aus einer ergänzenden Befragung eröffnen sich präzise Einblicke, wie die Wahrnehmung, Informationsaufnahme und -verarbeitung von Politik sowie die Meinungsbildung der Bürgerinnen und Bürger erfolgen.

An der vorliegenden Studie haben 70 Personen aus dem Mainzer Raum teilgenommen, die im Vorfeld aus allen Teilen der Bevölkerung für eine Teilnahme gewonnen werden konnten. Die bisher vorliegenden Ergebnisse zeigen, an welchen Stellen es Malu Dreyer beziehungsweise Julia Klöckner gelungen ist, zu überzeugen. "Bei Malu Dreyer waren das Ausführungen zur Notwendigkeit von Abschiebungen, bei denen aber auch der Wert der 'Menschlichkeit' nicht vergessen werden dürfe; bei Julia Klöckner waren es Ausführungen zum Nürburgring, aus dem sie Fehler der alten Landesregierung ableitete", erläutert Studienleiter Prof. Dr. Thorsten Faas. Insgesamt biete die Analyse solcher Duelle eine hervorragende Möglichkeit, Wahrnehmungsmuster in Wahlkämpfen samt ihrer Effekte zu analysieren, so Faas. "Diese 60 Minuten Fernsehduell können wir sehr trennscharf vom übrigen, oft unübersichtlichen Wahlkampfgeschehen abgrenzen und in großer Detailtiefe analysieren."

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem SWR durchgeführt und vom Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gefördert, der auch die Messgeräte für die Echtzeitmessung zur Verfügung stellte. Ziel des interdisziplinären Forschungsschwerpunkts ist es, die rechtlichen und wirtschaftlichen Folgen der aktuellen Medienevolution, ihre kulturellen Potenziale und kreativen Möglichkeiten kritisch zu erfassen und wissenschaftlich aufzuarbeiten. Die durch die Medienkonvergenz ausgelösten Veränderungsprozesse können nur im interdisziplinären Verbund adäquat erforscht werden. Entsprechend kooperieren im Forschungsschwerpunkt die geistes- und die sozialwissenschaftlich orientierten Medienfächer der JGU (Buchwissenschaft, Journalistik, Publizistik, Filmwissenschaft, Neurolinguistik) mit Medienrecht, Medienpädagogik sowie Medienökonomie und psychosomatischer Medizin.