Theoretischer Physiker Dieter Jaksch und Spintronik-Experte Thierry Valet erhalten MAINZ Visiting Professorship
14.10.2015
Die Exzellenz-Graduiertenschule Materials Science in Mainz (MAINZ) hat den MAINZ Visiting Professorship 2015 an zwei europäische Wissenschaftler vergeben. Die Gastprofessuren erhielten Prof. Dr. Dieter Jaksch von der University of Oxford, England, und Thierry Valet aus Frankreich. Mit einer Gastprofessur werden auswärtige Wissenschaftler an die Standorte der Graduiertenschule eingeladen, um hier einen Teil ihrer Forschung durchzuführen und mit den Doktorandinnen und Doktoranden von MAINZ zu kooperieren. Die Gastprofessur wird seit 2013 an bis zu zwei Preisträger jährlich vergeben. Die Preisträger sollen innerhalb von zwei Jahren insgesamt bis zu zwölf Monate bei MAINZ verbringen. Sie beteiligen sich durch Vorträge, Workshops oder andere Veranstaltungen an der Doktorandenausbildung der Graduiertenschule und setzen so wichtige neue Impulse in der Ausbildung und führen umgekehrt zur Vernetzung von MAINZ mit ihren Heimatuniversitäten.
Prof. Dr. Dieter Jaksch zählt zu den renommiertesten theoretischen Physikern auf dem Gebiet der ultrakalten Quantengase und der Quantenoptik. Zu seinen Leistungen gehören nicht nur zahlreiche wissenschaftliche Errungenschaften, sondern er genießt auch ein großes Ansehen als Dozent. Seine wegweisende Publikation über kalte bosonische Atome in optischen Gittern von 1998 legte das theoretische Fundament für die bahnbrechenden Experimente, die in der Gruppe des Nobelpreisträgers Theodor Hänsch und MAINZ-Alumnus Immanuel Bloch zur Realisierung des Bose-Hubbard-Modells mit ultrakalten Quantengasen führten und darüber hinaus zur erstmaligen Beobachtung des Mott-Isolator-Übergangs in diesen Systemen. Diese einflussreiche Veröffentlichung von Jaksch, die bislang über 2.000 Mal zitiert wurde, begründete ein komplett neues Forschungsfeld: die Nutzung von ultrakalten Quantengasen in optischen Gittern als Modellsystem zur Untersuchung von Vielkörpersystemen. Dieter Jaksch hat an der Universität Innsbruck Physik studiert und promoviert. Er ist seit 2010 Professor für Physik an der University of Oxford und seit 2014 Head of Atomic & Laser Physics an dieser Universität. Jaksch gilt als hervorragender Lehrer und Dozent. Die Doktorandinnen und Doktoranden von MAINZ werden an beiden Standorten – in Mainz und in Kaiserslautern – von seinen Vorträgen über numerische Methoden und die Physik von Gittergasen im Allgemeinen profitieren.
Thierry Valet zählt auf dem Gebiet der Spintronik zu den bekanntesten und einflussreichsten Physikern aus der industriellen Praxis. Er verbindet tiefe Einsicht und breites Verständnis der theoretischen Physik und der Materialwissenschaft mit einem bemerkenswerten unternehmerischen Geist. Sein zentraler Fokus liegt auf der Spintronik und ihrer Anwendung für magnetische Speicher. Weltweit bekannt ist er vor allem für seinen Beitrag zum Valet-Fert-Modell, das 1993 vorgestellt wurde und den Riesenmagnetowiderstand beschreibt. Die Arbeit dazu wurde über 1.000 Mal zitiert. Valet hält zahlreiche Patente für hochinnovative Designs von Bauteilen, von denen zahlreiche in Computern Verwendung finden, wie beispielsweise Mehrspurleseköpfe. Thierry Valet war 25 Jahre lang in verschiedenen Positionen für Forschung und Entwicklung tätig, darunter bei großen Hightech-Unternehmen wie Thompson CSF und bei kleinen, hoch innovativen Start-up-Unternehmen wie zuletzt bei In Silicio SAS, Aix en Provence, Frankreich. Für die MAINZ-Studierenden wird seine Gastprofessur neue Anstöße liefern, wie eine akademische, industrielle und unternehmerische Laufbahn zu verbinden ist.
Die Graduiertenschule MAINZ wurde in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder im Jahr 2007 bewilligt und erhielt in der zweiten Runde 2012 eine Verlängerung für weitere fünf Jahre – ein großer Erfolg für die Mainzer Materialwissenschaften und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Die Graduiertenschule besteht aus Arbeitsgruppen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Technischen Universität Kaiserslautern und des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung in Mainz. Exzellente Doktorandinnen und Doktoranden der Naturwissenschaften aus dem In- und Ausland erhalten durch die Graduiertenschule eine herausragende Ausbildung auf dem Gebiet der Materialwissenschaften.