Erweiterungsbau Kernchemie: Räume für exzellente Forschung und Lehre in Kern- und Radiochemie

Institut für Kernchemie feiert nach rund zweijähriger Bauzeit die Einweihung neuer Laborräume

27.10.2008

Mit rund 170 Gästen hat das Institut für Kernchemie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz am Montag die Einweihung eines neuen Laborgebäudes gefeiert. Der Neubau schließt architektonisch an das bestehende Institut für Kernchemie auf dem Campus der Universität an und wird mit seiner hochwertigen Ausstattung neue Möglichkeiten in Forschung und Ausbildung auf dem Gebiet der Kern- und Radiochemie eröffnen. "Das neue Gebäude schafft eine neue Qualität der kernchemischen Forschung und Lehre an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz", sagte Michael Ebling, Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur. Das Land habe sich bei diesem Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von rund 10,8 Millionen Euro erheblich engagiert. "Wir haben dies im Wissen darum getan, dass dieser Erweiterungsbau wesentlich dazu beitragen wird, einen besonders erfolgreichen Forschungs- und Lehrschwerpunkt der Universität weiter zu stärken", erklärte Ebling.

Der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch, stellte die Perspektiven heraus, die der Erweiterungsbau eröffnet: "Das Gebäude mit seinen hochtechnischen Laborflächen wird die national und international herausragende Arbeit der Mainzer Kernchemie weiter befördern und stellt hervorragende Rahmenbedingungen für Arbeiten mit radioaktiven Substanzen in der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung bereit."

Hubert Heimann, Geschäftsführer des Landesbetriebs LBB, sagte: "Als Landesunternehmen ist uns durch die Übertragung der Hochschulimmobilien ins wirtschaftliche Eigentum eine besondere Verpflichtung erwachsen. Bei dem heute eingeweihten Erweiterungsbau der Kernchemie haben wir ein anspruchsvolles, hochtechnisches Gebäude errichtet, bei dem insbesondere auch darauf geachtet wurde, einen optimalen Strahlenschutz zu gewährleisten. Ich freue mich, dass der Landesbetrieb LBB hiermit einen wichtigen Beitrag zur Hochtechnologieforschung leisten konnte."

Prof. Dr. Tobias Reich vom Institut für Kernchemie würdigte bei der Einweihungsfeier insbesondere das Engagement von Dr. Norbert Trautmann, Betriebsleiter des Mainzer Forschungsreaktors bis Ende 2005: "Dr. Trautmann hat mit großem persönlichem Einsatz den Bau von der Planung bis zur Fertigstellung als Baubeauftragter begleitet. Dafür möchte ich ihm im Namen aller Institutsangehörigen meinen herzlichen Dank aussprechen."

Seit den 60er Jahren ist das Institut für Kernchemie mit dem Forschungsreaktor TRIGA Mainz eine führende Einrichtung auf dem Gebiet der Kern- und Radiochemie in Deutschland. Über zahlreiche Kooperationen ist die Einrichtung auch international stark vernetzt und eingebunden. Ein Markenzeichen der Mainzer Kernchemie ist die Erzeugung kurzlebiger Reaktionsprodukte und ihre Untersuchung mit schnellen chemischen Trennverfahren. Weitere Schwerpunkte sind das Studium der chemischen Eigenschaften der schwersten Elemente und die Synthese von Radiopharmaka für bildgebende Verfahren. Zur Produktion von radioaktiven Isotopen, die beispielsweise in den Lebenswissenschaften, in der Spurenanalytik und in der Industrie eingesetzt werden, steht der Reaktor - auch externen Nutzern - zur Verfügung. Im Januar 2006 ist es am Forschungsreaktor TRIGA erstmals gelungen, ultrakalte Neutronen zu erzeugen, von denen sich die Wissenschaftler Erkenntnisse über den Ursprung von Materie und Antimaterie erhoffen.

Das Institut für Kernchemie beschäftigt 85 Mitarbeiter. Rund 30 davon können nun aus einem alten Chemiegebäude, das demnächst rückgebaut werden soll, in die neuen Räume am Fritz-Straßmann-Weg umziehen. Der Umzug ist vor allem in qualitativer Hinsicht mehr als ein Ersatz: Die Räumlichkeiten in dem Erweiterungsbau, die sich in einem sogenannten Kontroll- und einem Überwachungsbereich befinden, verfügen über das höchste Ausstattungsniveau und garantieren eine neue Qualität in der kernchemischen Forschung und Lehre. Konnte in dem alten Gebäude mit radioaktiven Stoffen nur sehr bedingt oder gar nicht gearbeitet werden, so werden nun die Arbeitsmöglichkeiten beispielsweise bei der Herstellung von Radiopharmaka wesentlich verbessert. Außer zehn Labors und Messräumen ist in dem Erweiterungsbau ein weiterer Raum für das kernchemische Praktikum vorhanden, sodass auch in der Ausbildung der Studierenden künftig neue Wege offen stehen.

Der Neubau wurde von der Mainzer Niederlassung des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) in enger Zusammenarbeit mit externen Fachleuten errichtet und schließt an das bestehende Institut für Kernchemie direkt an, welches in den 60er Jahren erbaut wurde. Der Übergang ist mit einem Kunstobjekt versehen, das die 111 chemischen Elemente symbolisiert und den Raum bei Dunkelheit in ein blaues Licht taucht, das an die Tscherenkow-Strahlung im Forschungsreaktor TRIGA erinnert. Im Interesse von Mitarbeitern und Studierenden sowie im Hinblick auf die Umweltvorschriften wurden in dem Neubau modernste Sicherheitsstandards angelegt. Radioaktive Flüssigkeiten werden im Untergeschoss in speziellen Tanks gesammelt, die Abluft wird durch eine Filteranlage, die das gesamte Dachgeschoss einnimmt, gereinigt. Dies und die hohe technische Ausstattung schlagen sich bei den Gesamtbaukosten von rund 11 Millionen Euro nieder. Mit 19.600 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche übersteigen die Baukosten deutlich die Richtwerte für herkömmliche Laborgebäude von 5.700 Euro pro Quadratmeter. Unmittelbar nach der Einweihung werden die jeweiligen Arbeitsgruppen ihre neuen Räume endgültig beziehen. Bei zwei kernchemischen Praktika konnten sich die Studierenden bereits mit der neuen Umgebung vertraut machen.