Tropische und subtropische Kakteen und Sukkulenten in modernen, energieeffizienten Schaugewächshäusern / Stärkung der universitären Lehre und öffentlichen Bildungsangebote
11.04.2025
Im Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist der erste Bauabschnitt für die umfassende Erneuerung der überwiegend noch aus den 1950er-Jahren stammenden Gewächshausanlage fertiggestellt worden. Entstanden sind zwei moderne Schaugewächshäuser für die Ausstellung von Wüstenpflanzen, die künftig vor allem der universitären Lehre und öffentlichen Bildungsangeboten in den Pflanzenwissenschaften dienen – und zugleich ein klares Bekenntnis zur Zukunft des einzigen universitären Botanischen Gartens in Rheinland-Pfalz sind. Der Neubau für die Pflanzen aus tropischen und subtropischen Trockengebieten markiert einen großen Schritt zu mehr Energieeffizienz und zu einer deutlich attraktiveren Präsentation der Pflanzen. Dank großzügiger Spenden engagierter Freunde und Förderer des Botanischen Gartens konnten spektakuläre Kakteen und Sukkulenten auf den Kanarischen Inseln erworben und in einem fast zweijährigen Prozess auf die Pflanzung in Mainz vorbereitet werden.
"Mit den neuen Schaugewächshäusern trägt der Botanische Garten den stark gewandelten Anforderungen an universitäre Gärten Rechnung, indem er über Wissenschaft, Forschung und Lehre hinaus auch den Schutz der botanischen Vielfalt und die Wissensvermittlung an eine breite Öffentlichkeit in den Mittelpunkt rückt. Denn gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels und des weltweiten Artenschwundes ist das konsequente Bekenntnis zum Bildungsauftrag zu einer enorm wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe geworden", betont JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch und dankt der Landesregierung für ihren Einsatz. "Mit dieser modernen Gewächshausanlage und ihren neuen gestalterischen Elementen wird die Attraktivität unseres Botanischen Gartens deutlich erhöht und unser Anliegen einer Öffnung der Universität nach außen in vorbildlicher Weise unterstützt."
Der Umzug der Pflanzen war eine logistische und gärtnerische Herausforderung. Schon vor einem Jahr wurde ein riesiger argentinischer Kaktus mithilfe eines Krans aus dem Dach des alten Gewächshauses gehievt und monatelang zwischengelagert. Und bereits vor zwei Jahren waren – mit Unterstützung privater Spenderinnen und Spender – große, spektakuläre Pflanzen auf den Kanarischen Inseln für die neuen Gewächshäuser zugekauft worden. Diese Pflanzen wurden zunächst in eine Spezialgärtnerei bei Stuttgart transportiert, wo sie für die spätere Pflanzung in Mainz vorbereitet wurden. Im Januar 2025 kamen sie dann auf dem Gutenberg-Campus an.
"Die modernen Schaugewächshäuser für Wüstenpflanzen im Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wurden für insgesamt 3,1 Millionen Euro errichtet und vollständig aus Landesmitteln finanziert. Dies ist der Auftakt für die vollständige Erneuerung aller bestehenden Gewächshäuser, die in den nächsten Jahren schrittweise erfolgen soll. Bei den Neubauten mussten besondere Anforderungen beachtet werden, wie beispielsweise Temperierung, Bewässerung und Belichtung, um den Zielen der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Daher sind die neuen Gewächshäuser mit einer ökologischen Regeltechnik mit integrierter Fassadenheizung und steuerbaren Lüftungsklappen ausgestattet. Mit den neuen Hightech-Gewächshäusern wird nicht nur die universitäre Lehre im Fachbereich Biologie weiter vorangebracht, sondern ebenso ein Beitrag zur Erneuerung und Modernisierung des Campus geleistet und ein attraktiver Bildungsort auch für die Öffentlichkeit geschaffen", betont Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen bei der Eröffnung der neuen Gewächshäuser.
"Für diese nicht alltägliche Bauaufgabe konnte der Landesbetrieb LBB spezialisierte Fachplaner und ausführende Firmen gewinnen und mit ihnen gemeinsam den reibungslosen Ablauf dieser zukunftsweisenden Neubauprojekte sichern", so Wolfgang Seidel, Leiter der LBB-Niederlassung Mainz. "Gleichzeitig dienen die Schaugewächshäuser als Pilot für die weitere Umsetzung des Masterplans, nach dem auch die übrigen rund 20 Gewächshäuser abschnittweise durch energieeffiziente Neubauten in unterschiedlichen Größen ersetzt werden. Unser Team bereitet gerade Planung und Neubau von großen Gewächshäusern vor. Mehr Nachhaltigkeit schaffen wir auch bei der Bewässerung: Neben der Schwimmhalle ist der Bau einer unterirdischen Regenwasserzisterne aus Stahlbeton vorgesehen. Mit einem Fassungsvermögen von 2.400 Kubikmetern kann sie zukünftig das gesamte Niederschlagswasser der umliegenden Dächer aufnehmen, das dann durch unterirdische Leitungen zum Botanischen Garten gepumpt wird."
"Die meisten Menschen interessieren sich nicht automatisch für Pflanzen", erläutert Prof. Dr. Meret Huber, Direktorin des Botanischen Gartens und Leiterin der Arbeitsgruppe Evolutionäre Ökologie der Pflanzen im Fachbereich Biologie der JGU. "Nur etwa fünf Prozent unserer Studierenden brennen zu Beginn ihres Studiums für Botanik. Doch ohne Pflanzen, ohne Wissen über Pflanzen, werden wir weder die Klimakrise noch den Verlust der Biodiversität bewältigen. Deshalb brauchen wir Räume, in denen Pflanzen faszinieren. Diese neuen Schaugewächshäuser sind genau solche Räume – für Studierende und Forschende, aber auch für die Öffentlichkeit. Denn unser Botanischer Garten ist längst mehr als eine Sammlung: Er ist ein Bildungsort, ein Begegnungsraum, ein Fenster der Universität in die Stadt. Über 5.000 Menschen, zwei Drittel davon Kinder und Jugendliche, genießen jährlich die Bildungsveranstaltungen der Grünen Schule. Hinzu kommen Veranstaltungen wie unser Sommerfest. Mit all dem wollen wir einen Samen säen: für die Begeisterung für Pflanzen und ihre Umwelt – und für die Dringlichkeit ihres Schutzes. Die neuen Gewächshäuser werden dabei eine Schlüsselrolle übernehmen."
"Diese Gewächshäuser katapultieren uns als Botanischen Garten in eine neue Liga", so Prof. Dr. Meret Huber weiter. "Zwar verfügen wir über eine der umfangreichsten Lebendsammlungen Deutschlands, aber bei der Gewächshausinfrastruktur lagen wir lange zurück. Nun haben wir ein Schaugewächshaus, das zu den modernsten des Landes zählt. Wir hoffen, dass auch die restlichen Gewächshäuser bald erneuert werden. Denn wir brauchen neue Gewächshäuser – dringend. Besonders neue Forschungsgewächshäuser werden gebraucht, um die biotechnologischen Schwerpunkte der Universität und des Landes zu stärken. Das Potenzial dafür ist da – mit neuen Professuren, mit engagierten Forschenden. Jetzt braucht es die passende Infrastruktur."