Digitalisierung des Decretum Burchardi erhält Langzeitförderung im von Bund und Ländern geförderten Akademienprogramm

Projekt bringt wichtige Bausteine europäischer Rechtskultur zusammen

16.01.2020

Das Projekt "Burchards Dekret Digital. Arbeitsplattform zu Texterschließung und Wirkungsgeschichte früh- und hochmittelalterlicher Rechtskulturen" wird künftig als Langzeitvorhaben im Rahmen des gemeinsam von Bund und Ländern geförderten Akademienprogramms an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz gefördert. Die Leitung des Projekts mit einer Laufzeit von 18 Jahren und einem jährlichen Volumen von 340.000 Euro übernehmen Prof. Dr. Ludger Körntgen vom Historischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner von der Universität Kassel sowie Prof. Dr. Klaus Herbers von der Universität Erlangen-Nürnberg. An allen drei Universitäten werden Arbeitsstellen eingerichtet, in Erlangen in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung (IKGF).

Kirchliches Recht hat in West- und Mitteleuropa bis ins 20. Jahrhundert fundamental zur Entstehung gemeinsamer Rechtsgrundlagen beigetragen. Im 12. Jahrhundert kommen dabei der Sammlung, der Systematisierung und der Fortentwicklung dieses Rechts große Bedeutung zu. Die bei Weitem einflussreichste Sammlung dieser Zeit besteht dank Bischof Burchard von Worms (1000-1025): Sein Werk, das sogenannte Decretum Burchardi, galt im 11. und 12. Jahrhundert als das kirchliche Rechtsbuch par excellence.

Das jetzt ins Akademienprogramm aufgenommene Projekt stellt das Decretum Burchardi in den Mittelpunkt grundlegender, multiperspektivischer Forschungen. Es erschließt die bedeutende handschriftliche Überlieferung, erarbeitet eine belastbare, kritische Edition, die schon seit Langem ein Desiderat der Forschung darstellt, und sichtet die reichen Rezeptionsspuren in Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien. Innovativ bei der Erarbeitung ist die digitale Erschließung ebenso wie die rezeptionsgeschichtliche Ausrichtung, die einen Eindruck von der gewaltigen Dynamik europäischer Rechtskulturen vermittelt. Die europaweite Verbreitung der Überlieferungszeugen sowie die epochenübergreifende Wirkung der Sammlung erfordern die Einbindung internationaler Kooperationspartner. Im Hinblick auf diese vielfältigen Aufgaben wird der Aufbau einer digitalen Arbeitsplattform angestrebt, die den wissenschaftlichen Austausch fördern, Materialien wie Handschriften und Kataloge zur Verfügung stellen und zugleich die Publikation der digitalen Edition vorbereiten soll.