DFG bewilligt 9,7 Millionen Euro für Entwicklung neuer Immuntherapien gegen Krebs und chronische Infektionen

Universitätsmedizin Mainz erhält neuen Sonderforschungsbereich in der Infektions-und Krebsforschung

27.11.2017

Worauf lässt sich zurückführen, dass die Immunabwehr unseres Körpers bei einer Krebserkrankung oder einer chronischen Infektion versagt? Und welche immunologischen Gemeinsamkeiten sind bei der Entstehung beider Krankheitsbilder erkennbar? Das sind die zentralen Fragen des neuen Sonderforschungsbereichs (SFB) 1292, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zum 1. Januar 2018 an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) einrichtet. Die DFG fördert diesen neuen SFB mit rund 9,7 Millionen Euro für die Dauer von zunächst vier Jahren. Ziel ist es, zu einem tiefergreifenden Verständnis der Immunabwehr zu gelangen, um langfristig neue immuntherapeutische Ansätze zu entwickeln.

Das Immunsystem hat im Laufe der Evolution ausgefeilte Mechanismen entwickelt, um eindringende Erreger ebenso wie entartete Zellen zu identifizieren und zu eliminieren, bevor sich Infektionen manifestieren oder Tumoren entstehen. Sind diese Mechanismen unwirksam oder werden sie umgangen, können sich Tumoren oder chronische Infektionen bilden. Die Abläufe einer unwirksamen Immunabwehr zu klären, ist das zentrale Ziel des SFB 1292 "Gezielte Beeinflussung von konvergierenden Mechanismen ineffizienter Immunität bei Tumorerkrankungen und chronischen Infektionen". Die Erkenntnisse sollen helfen, neue immuntherapeutische Ansätze zu entwickeln.

"Es sind Signale, die bestimmte Immunreaktionen auslösen. Daran beteiligt sind insbesondere Zellen des angeborenen Immunsystems. Wie wir bereits zeigen konnten, befinden sich aktivierende und hemmende Signale bei Tumorerkrankungen und chronischen Infektionen im Ungleichgewicht", erklärt der Sprecher des SFB 1292, Prof. Dr. Hansjörg Schild. "Vor diesem Hintergrund wollen wir der Frage nachgehen, wie Tumorzellen in der Lage sind, den Abwehrreaktionen des Immunsystems zu entgehen. Auch bei chronischen Erkrankungen lässt sich das Immunsystem offensichtlich 'austricksen', was im Fachjargon als Immunevasionsstrategie bezeichnet wird. Gelingt es uns, diese Immunevasionsstrategien in ihren Wirkungsweisen zu entschlüsseln, dann können wir wesentlich besser verstehen, warum das Immunsystem entartete oder infizierte Zellen nicht eliminiert."

Konkret wollen die Forscher um Schild verschiedene Immunevasionsstrategien vergleichend analysieren. "Welche krankheitsspezifischen Mechanismen sind für die Fehlfunktion des Immunsystems bei der Tumorbekämpfung und Infektabwehr verantwortlich? Diese Frage zu beantworten, ist eine ganz zentrale Herausforderung für die nahe Zukunft", so der stellvertretende Sprecher des SFB 1292, Prof. Dr. Tobias Bopp. "Denn Forschungserkenntnisse auf diesem Gebiet sind der Schlüssel, um neue personalisierte Therapieansätze für die Behandlung verschiedener Krebserkrankungen und chronischer Infektionen entwickeln zu können. Insbesondere hier wollen wir im Forschungszentrum für Immuntherapie unsere federführende Stellung weiter ausbauen."

"Die Bewilligung dieses SFB bestätigt unsere Entscheidung, den Forschungsschwerpunkt Immuntherapie an der Universitätsmedizin Mainz zu etablieren. Wir haben in den letzten Jahren eine herausragende Infrastruktur in diesem Bereich geschaffen. Ich wünsche unseren Wissenschaftlern viel Erfolg in ihrem Bemühen, in den kommenden Jahren zu richtungsweisenden Erkenntnissen zu gelangen", betont der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Ulrich Förstermann.

Der SFB 1292 vereint die Expertise führender Mainzer Wissenschaftler in der Infektions-und Krebsforschung. Darüber hinaus sind weitere Forscher von der Goethe-Universität Frankfurt, dem Georg-Speyer-Haus in Frankfurt, dem Paul-Ehrlich-Institut in Langen, der Charité in Berlin und der Uniklinik Köln an diesem SFB-Forschungsprojekt beteiligt.

"Dieser Sonderforschungsbereich setzt die jahrzehntelangen exzellenten Forschungsleistungen der Mainzer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Immunologie fort und bestätigt die Schwerpunkt- und Profilbildung in Wissenschaft und Forschung an unserer Universität", gratuliert der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch, den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. "Besonders erfreulich ist dabei auch die Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt, die zur weiteren Stärkung unserer Allianz der Rhein-Main-Universitäten und damit des Wissenschaftsstandorts Rhein-Main beiträgt."