Kooperation der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und des Römisch-Germanischen Zentralmuseums
15.03.2007
Die Arbeit von Restauratoren im Bereich der Archäologischen Restaurierung erfordert nicht nur viel Fingerspitzengefühl und handwerkliches Können, sondern gleichzeitig fundierte Kenntnisse in vor- und frühgeschichtlicher Archäologie und Naturwissenschaften, insbesondere Chemie und Materialwissenschaften. Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und das Römisch-Germanische Zentralmuseum Mainz (RGZM) starten deshalb zum Wintersemester 2007/2008 einen neuen Bachelorstudiengang "Archäologische Restaurierung", der theoretische und praktische Ausbildungsinhalte vereint – ein neues Ausbildungskonzept, das auf dem Gebiet Restaurierung/Konservierung bisher einmalig ist in Deutschland. Der Studiengang ersetzt die bisherige Ausbildung zum Archäologischen Restaurator am RGZM. "Wir freuen uns, dass die Zusammenarbeit zwischen dem RGZM und der Universität durch den gemeinsamen Studiengang weiter ausgebaut wird", betont Dr. Christof Clausing vom Institut für Vor- und Frühgeschichte der JGU, der selbst längere Zeit am RGZM gearbeitet hat. "Unsere Studierenden bekommen damit eine einmalige Ausbildung, die mit ihrem hohen Praxisanteil stark berufsfeldorientiert ist und somit die Anforderungen an einen Bachelorstudiengang aufs Beste erfüllt." Künftige Absolventinnen und Absolventen finden als Restauratoren für archäologisches Kulturgut Arbeitsfelder auf der ganzen Welt.
Die Entwicklung des neuen Studiengangs geht auf eine Ausschreibung der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung zurück, die die Konzeption und Planung des neuen Studiengangs in einem Modellversuch voll finanziert hatte. Grundsätzliches Ziel ist es, die theoretische Ausbildung, wie sie an Universitäten stattfindet, und die praktische Anwendung stärker miteinander zu verzahnen. "Damit werden Universität und Museum als Lernorte näher zusammengebracht", so Clausing. Für die Ausbildung zum archäologischen Restaurator stehen im Mainzer RGZM vierzehn Plätze zur Verfügung, sodass bei einer Ausbildungsdauer von drei Jahren jährlich vier bis fünf Bewerberinnen und Bewerber angenommen werden können. Voraussetzungen sind Abitur und eine abgeschlossene handwerkliche Berufsausbildung, etwa als Goldschmied oder Zahntechniker. "Alle Kandidatinnen und Kandidaten, die Erfahrung mit Feinmotorik und der Bearbeitung verschiedener Materialien wie Keramik, Glas, Metall oder Holz haben, sind besonders geeignet", erklärt Prof. Dr. Markus Egg, Leiter der Restaurierungswerkstätten des RGZM. Interessenten können sich beim RGZM um einen Ausbildungsplatz bewerben. Aus den Bewerberinnen und Bewerbern werden dann diejenigen mit den besten Voraussetzungen für ein dreimonatiges Vorpraktikum in den Museumswerkstätten ausgewählt, das der individuellen Eignungsüberprüfung dient. Nach erfolgreicher Absolvierung dieses Praktikums wird ein Ausbildungsvertrag mit dem RGZM abgeschlossen, der zur Einschreibung in den Studiengang berechtigt. Während der dreijährigen Studienzeit sind die Studierenden gleichzeitig in Ausbildung befindliche Beschäftigte des RGZM und erhalten eine entsprechende tarifliche Vergütung.
Neben der praktischen Ausbildung durch einen Stab erfahrener Restauratoren und Fachwissenschaftler und der Infrastruktur einer großen, modernen und weltweit bekannten Restaurierungswerkstatt bietet das RGZM Einblicke in spannende und Aufsehen erregende Projekte. Dazu gehörten beispielsweise die Restaurierung und wissenschaftliche Auswertung der Kleidung und Ausrüstung des weltbekannten Gletschermanns Ötzi aus dem späten 4. Jahrtausend v.Chr. sowie die Bearbeitung von zwei stark korrodierten Kupferstatuen, die in einer Tempelanlage der altägyptischen Residenzstadt Nehen ausgegraben worden waren und als die ältesten erhaltenen Großplastiken aus Metall gelten. Weitere Museumsprojekte der vergangenen Jahre waren römische Schiffswracks aus einem Donauzulauf in Bayern, Bronzestatuen aus dem Jemen und der Stuhl des Heiligen Petrus in Rom. "Das RGZM erhält ausgewählte Objekte aus der ganzen Welt. Funde von der Altsteinzeit bis ins hohe Mittelalter, von Europa über Afrika und Asien bis nach Südamerika werden hier untersucht und bearbeitet", so Egg.