Aktueller Jahresbericht des weltweit größten Krebsregister seiner Art bietet erstmals auch Daten zu 15- bis 17-jährigen Patienten
03.02.2015
Das Deutsche Kinderkrebsregister an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) feiert sein 35-jähriges Bestehen. Seit 1980 werden an der Universitätsmedizin Mainz vollständig alle Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen erfasst. Insgesamt liegen dem Kinderkrebsregister Daten von 55.412 in Deutschland an Krebs erkrankten Kindern und Jugendlichen vor. Gegenwärtig befinden sich circa 30.000 ehemalige Patientinnen und Patienten in der Nachbeobachtung, die ältesten von ihnen sind mittlerweile 50 Jahre alt. Damit ist das Deutsche Kinderkrebsregister weltweit das größte Krebsregister seiner Art. Im Jubiläumsjahr kann das Deutsche Kinderkrebsregister zudem mit einem Novum aufwarten. Waren bislang nur Erkrankungsraten für Kinder unter 15 Jahren erfasst, so präsentiert das Deutsche Kinderkrebsregister in seinem aktuellen Jahresbericht erstmals auch Erkrankungsraten für die Gruppe der 15- bis 17-jährigen Krebspatienten.
"Ich freue mich, dass das Kinderkrebsregister seit nunmehr 35 Jahren dazu beiträgt, dass wir das Auftreten, die Behandlung und den Verlauf von Krebserkrankungen im Kindes- und Jugendalter besser beurteilen können", so Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz.
Nach Überzeugung der Vorstandsvorsitzenden und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Babette Simon, ist das Kinderkrebsregister für die Krebsbekämpfung von unschätzbarem Wert. "Mit diesem Register wurden seinerzeit richtungsweisende strukturelle Maßnahmen angestoßen, um die Krebsfrüherkennung und die Qualität in der onkologischen Versorgung zu verbessern. Es hat sich als Instrument zur Gewinnung einer umfassenden Datenbasis über Krebserkrankungsfälle bewährt und kann als Wegbereiter des therapeutischen Fortschritts angesehen werden."
Das Deutsche Kinderkrebsregister wird seit seiner Gründung vom Bundesministerium für Gesundheit und den Gesundheitsministerien der Länder, insbesondere vom Land Rheinland-Pfalz, finanziert. Bis zum Jahr 2008 bezog sich die Erfassung von Krebserkrankungen nur auf Kinder unter 15 Jahren. Seit 2009 erfolgt auch die systematische Erfassung bis zum 18. Geburtstag und im Routinebetrieb die systematische Langzeitnachbeobachtung aller ehemaligen Patienten. Erstmals werden im gerade erschienen Jahresbericht 2013/2014 Auswertungen zu 15- bis 17-Jährigen über einen 5-Jahreszeitraum präsentiert. Möglich wurde dies auch dank einer aufgestockten finanziellen Förderung durch Bund und Länder.
In Deutschland erkranken jährlich etwa 2.100 Kinder und Jugendliche an einer bösartigen Form von Krebs oder an einem Hirntumor. Durchschnittlich sind in den zurückliegenden fünf Jahren pro Jahr 1.774 Krebserkrankungsfälle bei unter 15-Jährigen und 343 Neuerkrankungen bei den 15- bis 17-Jährigen aufgetreten. Dabei weicht das Diagnosespektrum bei Jugendlichen deutlich von dem im jüngeren Kindesalter ab. Während im Vorschulalter Leukämien und embryonale Tumoren den größten Anteil haben, sind es bei Jugendlichen neben Leukämien und Hirntumoren vorwiegend Lymphdrüsenkrebs und Knochentumoren. Mit der systematischen Langzeitnachbeobachtung von im Kindes- und Jugendalter an Krebs erkrankten Patienten bestehen auch wichtige Forschungsmöglichkeiten zu Spätfolgen, wie Organschädigungen, Zweittumoren oder psychosozialen Folgen. Durch die Erweiterung der Erfassung um drei Altersjahre bis zum 18. Geburtstag konnte am international renommierten Deutschen Kinderkrebsregister nun eine letzte systematische Erfassungslücke geschlossen werden.