Arbeitsgruppe der Klinik für Anästhesiologie erhält 950.000 Euro für Projekt zur Erforschung von akutem Lungenversagen und Neuroprotektion
02.12.2009
Mit 950.000 Euro innerhalb der nächsten beiden Jahre fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ein Großprojekt zur Erforschung bisher unbekannter Mechanismen der Lungen- und Gehirnschädigung bei Intensivpatienten mit akutem Lungenversagen. Ziel des Projekts ist die frühzeitige Erkennung schädigender Einflüsse auf die Lunge und deren negative Auswirkung auf das Gehirn während umfangreicher Operationen oder der Intensivtherapie. Die Ergebnisse sollen dem für die Behandlung zuständigen Anästhesisten konkrete Therapiemöglichkeiten eröffnen, so dass ein akutes Lungenversagen und Hirnschädigungen möglichst vermeidbar werden. Prof. Dr. med. Kristin Engelhard, Leiterin der Forschungsgruppe "Neuroprotektion", und Prof. Dr. med. Klaus Markstaller, Leiter der Forschungsgruppe "Interventionelle Beatmungstherapie", beide aus der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Mainz, betreuen dieses Projekt.
Ist die Lunge direkt oder indirekt geschädigt, so kann sie ihre Funktion nicht mehr ausreichend erfüllen. Es kommt zu einem schweren Sauerstoffmangel im Blut, der je nach Ausmaß das Absterben von Nervenzellen zur Folge hat. Wird dieser Zustand nicht oder zu spät behandelt, so führt er meist zum Tod. Auslöser hierfür können u.a. ein Schockzustand, eine Blutvergiftung, eine Lungenentzündung oder schwere Verletzungen der Lunge sein. Sofortige Hilfe eines Spezialisten, der entsprechende Maßnahmen – wie eine künstliche Beatmung oder die Gabe von Medikamenten – einleitet, ist notwendig. Die Chance, diese Erkrankung zu überleben, liegt zurzeit jedoch lediglich bei rund 60 Prozent.
An der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Mainz bestehen unter Leitung von Prof. Dr. med Christian Werner nicht nur seit Jahren ein klinischer Behandlungsschwerpunkt der Erkrankung, sondern auch 2 Arbeitsgruppen, die sich mit dem akuten Lungenversagen und dem Versuch, das Absterben von Nervenzellen zu verhindern, beschäftigen. Eine enge Kooperation der von Prof. Dr. Kristin Engelhard und Prof. Dr. Klaus Markstaller geleiteten Arbeitsgruppen führte zu ganz neuen Hypothesen bei der Entstehung des akuten Lungenversagens und der möglichen Konsequenzen für das Gehirn. "Neuesten Hinweisen zufolge scheinen für die schweren und dann oft tödlichen Organschädigungen hohe Schwankungen der Sauerstoffkonzentration im Blut mit jedem Atemzyklus verantwortlich zu sein. Eine Bestätigung dieser Hypothese könnte einfache und kostengünstige Therapiemöglichkeiten bieten. So könnte der Anästhesist bei entsprechenden Risikopatienten die Beatmung im OP oder auf der Intensivstation entsprechend den gemessenen schnellen Sauerstoffschwankungen anpassen und diese verhindern", erläutern die beiden Projektleiter der Studie Kristin Engelhard und Klaus Markstaller. "Daher sind wir froh, dass wir nun aufgrund der bewilligten Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft noch intensiver in das viel versprechende Projekt einsteigen können", ergänzt Prof. Dr. med Christian Werner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Mainz.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat ein Förderprogramm zu dieser Fragestellung positiv begutachtet und stellt der Klinik für Anästhesiologie nun rund 950.000 Euro über zwei Jahre zur Verfügung, um diesen Sachverhalt grundlegend experimentell zu erforschen und anschließend in klinischen Studien zu erproben. Dieses Großprojekt findet in enger Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für diagnostische und interventionelle Radiologie, dem Institut für Pathologie sowie dem Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätsmedizin Mainz und der Klinik für Radiologie der Universität Heidelberg statt. Zelluntersuchungen werden außerdem in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der University of Pennsylvania/USA durchgeführt, wozu ein Mainzer Wissenschaftler für ein Jahr in Philadelphia arbeiten wird.
"Wir freuen uns sehr, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Grundlagenforschung in diesem für die Patienten so überlebenswichtigen Bereich unterstützt. Die Ergebnisse werden direkt in die Behandlung dieser schwerkranken Patienten einfließen. Gleichzeitig ist die Förderung der DFG ein enormer Ansporn für das interdisziplinäre Team, die Forschung in diesem Gebiet noch zu verstärken und langfristig auszubauen", betont Prof. Dr. med. Norbert Pfeiffer, Medizinischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Mainz.