Das Schwangerschaftshormon hCG – Lebensrettung für Leukämiepatienten?

Team der Universitätsmedizin Mainz forscht mit Unterstützung der José Carreras Leukämie-Stiftung

04.09.2009

Das Forscherteam um Frau PD Dr. Susanne Strand von der Universitätsmedizin Mainz untersucht ab September, ob das Schwangerschaftshormon hCG zur Therapie von Leukämiepatienten geeignet ist. Erste Voruntersuchungen lassen vermuten, dass dieses Hormon die schwerwiegenden Nebenwirkungen einer Stammzelltransplantation, die oft zum Tode führen, vermeiden könnte. Die José Carreras Leukämie-Stiftung unterstützt das auf die Dauer von drei Jahren angelegte Forschungsprojekt mit 274.200 Euro.

Eine Knochenmark- bzw. Stammzelltransplantation bedeutet für viele Patienten mit Leukämien die einzige Chance einer Heilung. Dennoch ist diese Therapie wegen der Abstoßungsreaktion, der sog. Graft-versus-Host-Disease (GvHD), mit teilweise erheblichen Risiken und Komplikationen verbunden. Bei der Abstoßungsreaktion richtet sich das transplantierte Immunsystem des Spenders gegen Organe des Empfängers. Als typische Folge sterben Zellen der Leber und des Darmtraktes ab, so dass es schließlich zu einem kompletten Organversagen kommen kann. Um diese Reaktion zu unterdrücken, müssen Patienten hoch dosierte Medikamente nehmen, die erhebliche Nebenwirkungen verursachen. Besonders bedrohlich ist hierbei der Zusammenbruch der Immunabwehr des Patienten gegen Bakterien, Viren und Pilze.

Aus diesem Grund wären Therapien ideal, die die Abstoßungsreaktion verhindern, jedoch die Immunabwehr gegen Krankheitserreger und Tumorzellen erhalten. Aus der Sicht des Immunsystems sind Organtransplantation und Schwangerschaft vergleichbare Situationen für den Körper, da das Kind vom Vater Merkmale erbt und somit eigentlich vom funktionsfähigen Immunsystem der Mutter abgestoßen werden müsste. Hier scheint das Schwangerschaftshormon hCG eine entscheidende regulatorische Funktion auszuüben, da es bestimmte Immunreaktionen unterdrückt. In ersten Untersuchungen konnten Dr. Susanne Strand und ihr Team bereits zeigen, dass das Schwangerschaftshormon hCG eine zentrale Rolle bei neuen Therapiekonzepten spielen könnte, um die Abstoßungsreaktion zu vermeiden.

Die José Carreras Leukämie-Stiftung ermöglicht der Mainzer Forschergruppe, in den nächsten drei Jahren Untersuchungen durchzuführen, um festzustellen, ob das Schwangerschaftshormon hCG ein geeignetes Medikament gegen die gefährliche Abstoßungsreaktion sein könnte. Der spanische Tenor José Carreras gründete die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung im Jahre 1995 aus Dankbarkeit, dass er von seiner Leukämie-Erkrankung geheilt werden konnte, und um anderen Leukämiepatienten zu helfen. Die Stiftung hat bislang über 700 Projekte ermöglicht, die die Erforschung von Heilungsmöglichkeiten, die Förderung von Behandlungseinrichtungen wie Transplantationseinheiten, Tageskliniken und Rehabilitationszentren sowie die Unterstützung von Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen zum Ziel haben.