Besondere wissenschaftliche Leistungen im Fachbereich Medizin
08.06.2006
Mit dem Dagmar-Eißner-Förderpreis für besondere wissenschaftliche Leistungen von Nachwuchswissenschaftlerinnen im Fachbereich Medizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) wurden in diesem Jahr zwei Frauen ausgezeichnet: Dipl.-Biologin Aysefa Doganci von der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik für eine Arbeit über allergisches Asthma und Dr. Renate Schnabel von der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik für eine Arbeit über Herz-Kreislauferkrankungen infolge von Atherosklerose. Für den diesjährigen Dagmar-Eißner-Preis – dem fünften seit der erstmaligen Vergabe im Jahr 2002 – hatten sich nach Angaben des Dekans, Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban, 14 Wissenschaftlerinnen beworben. Auf Vorschlag des Ausschusses für Forschungsförderung haben sich die Mitglieder des Fachbereichsrates Medizin für Aysefa Doganci und Renate Schnabel als Preisträgerinnen ausgesprochen.
Der Dagmar-Eißner-Preis ist nach der ehemaligen Direktorin der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin und ersten Vizepräsidentin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Dagmar Eißner, benannt und wird an Nachwuchswissenschaftlerinnen unter 35 Jahren für herausragende wissenschaftliche Leistungen vergeben. Die Gleichstellungsbeauftragte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Dr. Renate Gahn, wies in ihrer Festrede zur Verleihung des Preises darauf hin, dass es auch ein Verdienst von Dagmar Eißner war, die ersten Jahre der Gleichstellungsarbeit an der Universität entscheidend mit geprägt zu haben. Leider, so die Gleichstellungsbeauftragte, gehöre gerade auch die Wissenschaft zu den Bereichen mit den stärksten internen Barrieren für Frauen. Daher müsse durch aktive Fördermaßnahmen versucht werden, diese strukturellen Hindernisse abzubauen und personalwirksame Mittel gezielt zur Frauenförderung einzusetzen. "Durch gewisse Anstrengungen konnte so der Frauenanteil bei den Studierenden und bei den Promotionen, auch in der Medizin, in den letzten Jahrzehnten deutlich gesteigert werden", so Dr. Renate Gahn. "Aber leider steht dieser Anteilsteigerung bisher kein überproportionaler Zuwachs bei der Besetzung von Wissenschaftsstellen oder Professuren gegenüber." Im Fachbereich Medizin waren demnach im vergangenen Jahr 58 Prozent der Studierenden und 50 Prozent der Promovierenden weiblich. Dagegen stellten Frauen bei den Habilitationen nur 15 Prozent und bei den Professuren beziehungsweise Dozentenstellen 13 Prozent. Dabei war der Fachbereich Medizin im Jahr 2001 der erste Fachbereich, der einen eigenen Bereichplan zur Förderung von Frauen entwickelt und sich zu konkreten Maßnahmen verpflichtet hat.
Eine dieser Maßnahmen war die Auslobung des Dagmar-Eißner-Preises für besonders qualifizierte Wissenschaftlerinnen. Dipl.-Biologin Aysefa Doganci erhielt die Auszeichnung für ihre Arbeit "The IL-6R alpha chain controls lung CD4+CD25+T regulatory cell development and function during allergic airway inflammation in vivo". Mittlerweile sind 10 Prozent der Bevölkerung und immer häufiger auch Kinder in den Industrieländern von allergischem Asthma betroffen. Obwohl allergisches Asthma mit einer erhöhten Anzahl an weißen Blutzellen in den Atemwegen in Verbindung gebracht wird, ist bisher noch nicht geklärt, welche Faktoren für die Aktivierung dieser Zellen verantwortlich sind. Aysefa Doganci konnte in ihrer Studie einen wichtigen Botenstoff identifizieren, der die Aktivierung von weißen Blutzellen in der Lunge steuert und somit zur Verstärkung von Asthmasymptomen entscheidend beiträgt. Dieser Botenstoff, das Zytokin Interleukin-6, bewirkt über einen löslichen Rezeptor die Aktivierung von Immunzellen in der Lunge. Experimentell führte die Blockade dieses Rezeptors durch einen Antikörper zur Hemmung von Asthmasymptomen im Mausmodell. Somit ergibt sich ein neuer Therapieansatz für Asthmapatienten, der durch weitere Untersuchungen überprüft werden muss.
Dr. Renate Schnabel erhielt den Preis für ihre Arbeit "Asymmetric Dimethylarginine and the Risko of Cardiovascular Events and Death in Patients with Coronary Artery Disease – Result from the AtheroGene Study". Herz-Kreislauferkrankungen bedingt durch Atherosklerose stehen an erster Stelle der Morbiditäts- und Mortalitätsrate in den westlichen Industrieländern. Die klassischen Risikofaktoren wie Rauchen und Diabetes mellitus erklären nur einen Teil der Erkrankungen. Pathophysiologische Prozesse bezüglich der Entstehung von Atherosklerose sind in den letzten Jahren zunehmend aufgeklärt worden. Stickoxid (NO) trägt im gesunden Gefäß wesentlich zur Aufrechterhaltung der normalen Funktionen bei. Asymmetrisches Dimethylarginin (ADMA) ist eine Aminosäure, die im Intermediärstoffwechsel anfällt. Sie blockiert die NO-Synthese und führt damit zu einer eingeschränkten Gefäßfunktion, dem ersten Schritt der Atheroskleroseentstehung.
In der AtheroGene Studie wurden bei 1908 Patienten mit koronarer Herzerkrankung die Ausgangswerte für ADMA bestimmt und der Krankheitsverlauf in den folgenden zweieinhalb Jahren beobachtet. Es zeigte sich, dass ein klarer Zusammenhang zwischen der ADMA-Konzentration und dem kardiovaskulären Risiko besteht. Die Studie ergab, dass Ausgangswerte von ADMA unabhängig von anderen Risikomarkern prognostische Informationen über das zukünftige kardiovaskuläre Risiko liefern.