Bundesweit einmaliges Zentrum für Interdisziplinäre Forensik an Johannes Gutenberg-Universität Mainz eröffnet

Insitutionalisierung der Zusammenarbeit zwischen den Fächern Psychologie, Jura und Kriminologie / Verankerung der Rechtspsychologie im Studiengang Psychologie

09.05.2014

Die Rechtswissenschaft, die Psychologie und die Kriminologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben ihre Kompetenzen auf dem Gebiet der Forensik gebündelt und in das neu gegründete Zentrum für Interdisziplinäre Forensik (ZIF) eingebracht. Damit ist die jahrelange Zusammenarbeit auf diesem Gebiet nun institutionalisiert und eine Anlaufstelle für alle Beteiligten aus Forschung, Lehre und Praxis geschaffen. Das ZIF – in dieser institutionalisierten Form bundesweit einmalig – wird die beteiligten Professionen vernetzen und Kooperationen anstoßen, wobei sich die Angebote an Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch an Praktiker richten. Mit der Gründung des ZIF geht die Verankerung der Rechtspsychologie im Studiengang Psychologie einher. "Wir freuen uns, dass es gelungen ist, die wertvolle Expertise auf dem Gebiet der Forensik, die die Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu bieten hat, in diesem neu geschaffenen Zentrum zu bündeln", erklärt der Minister der Justiz und für Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz, Jochen Hartloff.

Rechtswissenschaft, Psychologie und Kriminologie weisen in zahlreichen Bereichen Berührungspunkte und Überschneidungen auf. In der beruflichen Praxis sind die Beteiligten insbesondere im Familienrecht, beispielsweise im Hinblick auf Fragen des Sorge- und Umgangsrechts oder der Kindeswohlgefährdung, und im Strafrecht, beispielsweise bei Fragen der Kriminalprognose oder der Schuldfähigkeit, zur Lösung konkreter Probleme auf psychologisches und kriminologisches Wissen angewiesen. "Interdisziplinarität und Berufsbefähigung gehören im Sinne der Lehrstrategie der JGU zu den wesentlichen Merkmalen der aktuellen Studienangebote. Dies setzt das ZIF mit seinen Maßnahmen in eindrucksvoller Weise um", erklärt die Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Prof. Dr. Mechthild Dreyer. "Wir erkennen daher in der Gründung des ZIF eine Initiative von hoher gesellschaftlicher Relevanz, die eine Basis für den Austausch von Expertise über die Fächerkulturen hinweg legt. Darüber hinaus sehen wir in dieser Form des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Praxis die Chance, sich aktiv an der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen zu beteiligen."

Angestoßen wurde die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Jahr 2008 durch eine Arbeitsgruppe, die sich infolge einer Initiative von Jürgen Rudolph, ehemals Familienrichter am Amtsgericht Cochem, gebildet hatte und die Ideen entwickelte, wie die Zusammenarbeit zwischen den Fachgebieten Jura und Psychologie besonders im familienrechtlichen Kontext verbessert werden könnte. Erste Ergebnisse waren Seminare für angehende Juristen und Studierende der Psychologie, um den fachlichen Austausch zu intensivieren. Seit 2010 finden diese interdisziplinären Seminare statt, wobei im Wechsel ein strafrechtlicher oder familienrechtlicher Schwerpunkt gesetzt wird. Es folgte in Kooperation mit dem Studium generale der JGU eine Vorlesungsreihe "Psychologisches Grundwissen für Psychologen und Juristen: Ausgewählte Themen für das familienrechtliche Verfahren" im Wintersemester 2010/2011. Einen wesentlichen Schub erhielt das Projekt durch die Zuweisung neuer Stellen und der Verankerung der Rechtspsychologie im Studiengang Psychologie. Seit Januar 2013 ist mit Dr. Martin Rettenberger die Stelle eines Juniorprofessors für Forensische Psychologie besetzt. Anika Hoffmann ist als Soziologin im Bereich Kriminologie tätig und Michael Zimmer verstärkt den Bereich Familienrecht.