Bundesumweltminister a.D. Klaus Töpfer tritt Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2004 an

UNEP-Direktor lädt zu international ausgerichteter Veranstaltungsreihe zu nachhaltiger globaler Umweltpolitik ein

15.04.2004

Mit Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus Töpfer haben die Freunde der Universität Mainz e.V. einem wichtigen Ideengeber der globalen Umweltpolitik die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Jahr 2004 verliehen. Töpfer hat sich um die deutsche und um die globale Umweltpolitik sehr verdient gemacht. Als Impulse gebender Umweltpolitiker, Wissenschaftler und als Persönlichkeit, die sich durch Engagement und Ideenreichtum auszeichnet, ist er in der Lage, die Anliegen der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur wie Internationalität und Interdisziplinarität in hervorragender Weise zu vertreten. Der frühere Bundesumweltminister ist seit 1998 amtierender Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) mit Sitz in Nairobi. Die Vorlesungsreihe seiner Stiftungsprofessur stellt er unter den Titel "Grenzenlose Umweltpolitik: Grundlage für eine friedliche Entwicklung dieser Welt".

Für Klaus Töpfer bilden die Bekämpfung der Armut und eine nachhaltige globale Umweltpolitik die beiden zentralen, sich einander bedingenden Voraussetzungen für ein dauerhaft friedliches Zusammenleben. Der ranghöchste Deutsche in der UNO vertritt die Thesen, dass Ökologie und Ökonomie einander ergänzen müssen und wirtschaftliches Wachstum nur in Verbindung mit technologischem Wandel bei ressourcenschonender Ausrichtung möglich ist. Eines der erklärten Ziele des Wirtschaftswissenschaftlers ist es, die soziale Marktwirtschaft ökologisch weiter zu entwickeln.

Klaus Töpfer ist Unter-Generalsekretär der Vereinten Nationen, Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Nairobi und Exekutivdirektor des UNO-Umweltprogramms UNEP. Als Nachfolger von Fritz Stern, Bert Hölldobler, Hans-Dietrich Genscher und Wolfgang Frühwald wird somit erneut ein Gastprofessor von internationaler Bedeutung nach Mainz kommen: "Der diesjährige Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur eröffnet den Diskurs über elementare Zukunftsfragen unserer Gesellschaft und unseres Globus", erklärt der Vorsitzende der Vereinigung der Freunde der Universität Mainz e.V., Dr. Hans Friderichs.

In der Veranstaltungsreihe der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2004 wird sich Klaus Töpfer thematisch an den Hauptpunkten des Johannesburger "Plan of Implementation", dem Aktionsplan des Weltgipfels von 2002, orientieren. Entscheidendes Kriterium in der Umweltpolitik ist für ihn nicht die Fassung, sondern die Umsetzung von Beschlüssen. Beim Magdeburger Umweltforum 2003 kritisierte er, dass "die Hausarbeiten von Rio und Johannesburg" noch nicht gemacht seien. Die Ankündigungen der Industriestaaten, die Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent des Bruttosozialprodukts zu verdoppeln, seien im vergangenen Jahrzehnt nicht eingelöst worden. Tatsächlich seien die Leistungen an die ärmeren Länder weiter von 0,35 auf 0,22 Prozent abgesunken.

Das Welt-Gipfeltreffen für Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg im Jahr 2002 hatte zum Ziel, eine Art Hausordnung für die Globalisierung zu konzipieren, um ökonomische, ökologische und soziale Grundregeln für faires und gleichberechtigtes Zusammenleben der Staaten der Welt zu entwickeln. Der aus diesem Treffen resultierende Aktionsplan ist eine Zusammenstellung der getroffenen Vereinbarungen zu Problembereichen wie Armutsbekämpfung, Änderungen im Konsum- und Produktionsverhalten, schonende Nutzung natürlicher Ressourcen als Basis ökonomischer und sozialer Entwicklungen, nachhaltige Entwicklung in einer globalisierten Welt, Artenvielfalt, Förderung erneuerbarer Energien, Gesundheit, Wasser, Chemikalien, Fischerei, Landwirtschaft. Damit sind bereits die Themenbereiche der zehn Abendveranstaltungen während des Sommersemesters 2004 umrissen, die Klaus Töpfer gemeinsam mit international renommierten Gastrednern gestalten wird. Es geht nicht zuletzt darum aufzuzeigen, dass Gesellschaft, Wissenschaft und Politik die wachsenden Interdependenzen der Umweltproblematik wahrnehmen und in ihrem Handeln berücksichtigen müssen. Umweltpolitik ist mit komplexen Themenfeldern wie Armutsbekämpfung, Globalisierung, wirtschaftliche Entwicklung, internationale Sicherheit und neue Technologien eng verwoben. Zukünftige Handlungsstrategien müssen eine multilaterale Nachhaltigkeitspolitik einbeziehen.

Klaus Töpfer hat bereits zehn Jahre vor Johannesburg, damals noch als Vertreter Deutschlands, wesentlich zum Erfolg der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro beigetragen, als zum ersten Mal das Nachhaltigkeitsprinzip weltweit verankert und die Zusammenarbeit im Umweltschutz zwischen den hoch entwickelten Staaten und den Entwicklungsländern festgelegt wurde. Für seine engagierte und erfolgreiche Arbeit in den vergangenen Jahren hat Töpfer zahlreiche Ehrungen, Ehrendoktorwürden und Preise entgegennehmen dürfen. Bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises im Oktober 2002 dankte ihm die Deutsche Bundesstiftung Umwelt dafür, dass durch sein Engagement die Idee der Kreislaufwirtschaft weltweit erstmals in Deutschland Gesetz wurde und Deutschland heute eine Vorreiterrolle beim Umweltschutz einnehme.

Die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur

Die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der Vereinigung der Freunde der Universität Mainz e.V. ist herausragenden Wissenschaftlern und Persönlichkeiten von internationalem Renommee vorbehalten und soll das Ansehen und die Attraktivität der Universität über die Landesgrenzen hinaus fördern und neue Akzente setzen. "Die Stiftungsprofessur ist auf außerordentliche Akzeptanz innerhalb der Universität, aber auch in der Stadt und dem Umland von Mainz gestoßen und trägt erheblich zum Ansehen der Universität bei", betont der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Prof. Dr. Jörg Michaelis. "In unserer strategischen Ausrichtung ist die konsequente Öffnung der Universität zentraler Baustein und die Stiftungsprofessur schlägt geradezu vorbildlich die Brücke vom Campus in die Stadt." Eingerichtet wurde die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur von den Freunden der Universität Mainz e.V. im Jahr 2000 anlässlich des 600. Geburtstags von Johannes Gutenberg. Inhaber der Stiftungsprofessur waren bisher der Kulturhistoriker und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Fritz Stern (2000), der führende Vertreter der Evolutionsbiologie und Pionier der Soziobiologie, Bert Hölldobler (2001), der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (2002) und der ehemalige Präsident der DFG und heutige Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, Wolfgang Frühwald (2003).