Bringen KI-Technologien soziale Gerechtigkeit?

Fantasy-Roman über die Suche nach Gerechtigkeit begleitet wissenschaftliche Forschung zum Einsatz von KI bei der Vergabe öffentlicher Dienstleistungen

18.07.2024

In immer mehr Ländern der Welt nutzen öffentliche Verwaltungen zunehmend Algorithmen, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren, um über die Bereitstellung öffentlicher Sozialdienstleistungen, wie zum Beispiel Arbeitslosenunterstützung, zu entscheiden. Die Hoffnung ist dabei, mehr Effizienz und Objektivität zu gewinnen. So wird maschinell beurteilt, ob und in welcher Höhe Bürgerinnen und Bürger knapp bemessene öffentliche Güter erhalten sollen. Weltweit sind die Entscheidungskriterien jedoch höchst verschieden: Es gibt keinen allgemeingültigen Ansatz von sozialer Gerechtigkeit, der überall als gerecht empfunden würde. Außerdem wird den eingesetzten Systemen vorgeworfen, existierenden Bias und bestehende Diskriminierung in der Gesellschaft noch zu verstärken, da mit Daten der Vergangenheit gearbeitet wird.

Mit dem Ziel, "bessere KI" durch Beteiligung gesellschaftlicher Interessengruppen zu gestalten, untersucht das internationale Forschungsprojekt "Artificial Intelligence for Assessment" (AI FORA) den Istzustand und die Möglichkeiten für den Einsatz von KI. Um das Thema einer breiten Zielgruppe näherzubringen, braucht es inklusive Formate. Ein solches Format ist der Roman "Angels and other Cows" von Prof. Dr. Petra Ahrweiler, der Genres wie Science-Fiction, Romance, Adventure, Mystery und Comedy miteinander verbindet. Die Soziologieprofessorin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) koordiniert das AI FORA-Projekt. Der jetzt erschienene Roman sowie drei noch folgende Bücher sollen zur inklusiven Wissenschaftskommunikation beitragen.

Suche nach globaler Gerechtigkeit mithilfe von KI

Die Geschichte von "Angels and other Cows" spielt sowohl im Himmel als auch auf der Erde. Der irdische Teil erzählt die Abenteuer von Gabriel und Tilda, die für eine internationale Hilfsorganisation namens B1 arbeiten. Ihre Aufgabe ist es, Fallstudienpartnerschaften für ein Projekt zur KI-gestützten sozialen Bewertung zu finden. Ihr persönlicher Weg ist verwoben mit einem globalen Plädoyer für Einheit in einer Welt dystopischer Zustände: begrenzte öffentliche Mittel, Wirtschaftskrisen und ungleiche Lebenschancen in verschiedenen Ländern. Der himmlische Teil der Geschichte ist der Reflexion gewidmet. Während Gabriel und Tilda sich mit ihrer intellektuellen und emotionalen Verbindung auseinandersetzen, werden sie von zwei Schutzengeln begleitet, die die Aufgabe haben, den Planeten durch interkulturelle Integration zu retten.

Bei "Angels and Other Cows. A Celestial Adventure into AI Worlds, the Social Good, and Unknown Connections" handelt es sich um den einleitenden Roman aus einer Reihe von insgesamt vier Open-Access-Büchern, die bei Springer Nature erscheinen. Zwei wissenschaftliche Bücher zu den Projektergebnissen sowie abschließend ein evaluierender Wissenschaftsroman werden folgen.

Graphic Novel zum Buch geplant

"Mit dem ersten Roman sollen die Forschungsthemen und besonders die Forschungsergebnisse rund um den Einsatz von KI im öffentlichen Sektor einem möglichst breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Damit wollen wir Leserinnen und Leser für die akademische Forschung begeistern", so Prof. Dr. Petra Ahrweiler. Außerdem soll es eine Graphic Novel geben, die als zusätzlicher Baustein der inklusiven Strategie der Wissenschaftskommunikation gedacht ist. "Mit der grafischen Darstellung wollen wir ein weiteres Medium anbieten und vor allem jüngere Leute erreichen", ergänzt Ahrweiler.

Petra Ahrweiler ist seit 2013 Professorin für Technik- und Innovationssoziologie, Sozialsimulation an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Von 2013 bis 2017 war sie beurlaubt und hat als Direktorin und Geschäftsführerin die EA European Academy of Technology and Innovation Assessment GmbH in Bad Neuenahr-Ahrweiler geleitet. Ihr Arbeitsbereich koordiniert das interdisziplinäre und internationale Projekt AI FORA, das sich mit hochaktuellen Fragestellungen zur Künstlichen Intelligenz befasst: Was sind die Auswirkungen einer zunehmenden Bewertung von Menschen durch Systeme Künstlicher Intelligenz und wie reagiert die Gesellschaft auf diese Entwicklungen? Welche sozialen, politischen, rechtlichen und ethischen Auswirkungen besitzen diese Computerprogramme, die immer mehr in gesellschaftliche Strukturen diffundieren? An AI FORA sind neben der JGU unter anderem auch das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH in Kaiserslautern, die Universität Augsburg sowie die University of Surrey in Guildford, Großbritannien, beteiligt.

Das AI FORA-Projekt wird von der VolkswagenStiftung im Rahmen ihres Programms "Künstliche Intelligenz und die Gesellschaft von morgen" gefördert. Für das Konzept zur inklusiven Wissenschaftskommunikation hat das TISSS Lab (Technology & Innovation Sociology / Social Simulation Laboratory) als koordinierende Institution zusätzliche Mittel in Höhe von 36.000 Euro erhalten. Das Buch "Angels and Other Cows. A Celestial Adventure into AI Worlds, the Social Good, and Unknown Connections" ist sowohl gebunden als auch kostenfrei als Open Access erhältlich.