Bestnoten für Modellprojekt "Starke Mütter – Starke Kinder" des Kinderschutzbundes Mainz

Wissenschaftliche Begleitung durch das Zentrum für Bildungs- und Hochschulforschung (ZBH) zeigt gute Akzeptanz bei niedrigschwelligen Angeboten

03.07.2009

Drei Jahre lang lief das Projekt "Starke Mütter – Starke Kinder" in der Mainzer Neustadt – und dies mit großem Erfolg. Die wissenschaftliche Begleitung durch die Johannes Gutenberg-Universität Mainz unter Leitung von Prof. Dr. Franz Hamburger erteilt dem Modellprojekt des Deutschen Kinderschutzbundes in Mainz Bestnoten. "Wir haben selbst erlebt, wie gut es den Frauen tut, an dem Projekt teilzunehmen und wie sich ihre Situation dadurch oft deutlich verbessert hat. Aber auch die wissenschaftliche Auswertung zeigt, dass die Angebote als hilfreich oder sogar als sehr hilfreich bewertet werden", fasst Diplompsychologin Sabine Krömker vom Zentrum für Bildungs- und Hochschulforschung (ZBH) zusammen. "Insgesamt ist es ein gelungenes und sehr sinnvolles Projekt. Die Familien in dem Stadtteil haben die Angebote sehr gut angenommen."

Der Deutsche Kinderschutzbund Mainz e.V. startete im Oktober 2005 das Modellprojekt "Starke Mütter – Starke Kinder", um v.a. Familien in schwierigen Lebenslagen Hilfestellung und individuelle Betreuung zu bieten. Angesprochen waren Mütter mit kleinen Kindern im Alter bis zu drei Jahren in der Mainzer Neustadt, einem Stadtteil mit vergleichsweise vielen Kindern, sozial benachteiligten Familien, Alleinerziehenden und ausländischen Familien. "Die beiden Standbeine des Projekts sind erstens die Ausbildung erfahrener Mütter zu Erziehungspartnerinnen, die die Unterstützung suchenden Mütter zu Hause aufsuchen, sich mit ihnen austauschen und sie in Alltagsfragen mit dem Kind beraten, und zweitens die Angebote in den Projekträumen in der Leibnizstraße, wo Müttern mit Kindern vielfältige Begegnungs- und weitere Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen." Sabine Krömker berichtet, dass v.a. die niedrigschwelligen Angebote in der Leibnizstraße sehr gut angekommen sind: Mutter-Kind-Café, Bildungsveranstaltungen, Kindergruppen zur Förderung und Betreuung, Beratung und vieles mehr. "Manchmal ging es auch um ganz praktische Lebenshilfen, wenn z.B. die alleinerziehende Mutter eines Säuglings mit geringem Einkommen möglichst schnell und preiswert ihre neue Wohnung bezugsfertig renovieren musste. Da haben Frauen aus dem Projekt mitangepackt." Großer Bedarf scheint gerade für solche Treffpunkte zu bestehen, wo sich Ansprechpartnerinnen oder Gleichgesinnte mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Hinter dem Projekt steckt die Idee, dass die Lebenssituation der Betreuungsperson, egal ob Mutter oder Vater, verbessert und ihre Kompetenz gestärkt werden muss, um auch für die Kinder ein Umfeld zu schaffen, das ihnen eine gute Eingliederung und einen besseren Zugang zum Bildungssystem ermöglicht. Obwohl bekannt ist, wie wichtig die ersten drei Lebensjahre für den Bildungserfolg sind, gibt es kaum Maßnahmen, die kleine Kinder und v.a. auch kleine Kinder aus benachteiligten Familien gezielt unterstützen. Unter der Leitung von Diplompädagogin Marion Biesemann vom Deutschen Kinderschutzbund Mainz e.V. wurde das Programm den ganz konkreten Bedürfnissen der Kinder und ihrer Erziehungspersonen – überwiegend Müttern – in der Mainzer Neustadt angepasst.

Und genau in der Anpassung an die jeweilige Lage scheint auch der Schlüssel zum Erfolg zu liegen. "Das optimale Modell gibt es nicht", so Krömker, "weil die Bedürfnisse der Familien sehr unterschiedlich sind." Ganz entscheidend für den Erfolg eines solchen Projekts ist aber auch, die Unterstützungsangebote an alle Familien in dieser Familienphase zu richten, um Stigmatisierungsprozesse zu vermeiden und um die Begegnung von Familien aus verschiedenen Kulturen, mit unterschiedlichen Lebenssituationen und Problemen, aber auch mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Kompetenzen zu ermöglichen. Dann gelingt es auch, als "schwer erreichbar" eingestufte Personen anzusprechen und zu qualifizieren. Der Effekt zeigt sich schließlich beim Nachwuchs: Viele Kinder, die bisher vielleicht eher im Umkreis ihrer eigenen Familie aufgewachsen sind, konnten an der qualifizierten Kinderbetreuung teilnehmen und haben in diesen Spiel- und Fördergruppen nicht nur andere Kulturen und neue Regeln im sozialen Miteinander kennengelernt, sondern sich manchmal überhaupt zum allerersten Mal von ihrer Bezugsperson gelöst. Dies war eine ideale Vorbereitung zur Eingewöhnung in den Kindergarten. Die "Projekt-Kinder" konnten sich, so zeigten erste Rückmeldungen von Kindergärten und Müttern, gut in der neuen Einrichtung einleben und in ihre Gruppe dort integrieren.