Studie vergleicht die Wirksamkeit einer medikamentösen Behandlung der Depression mit Psychotherapie
22.02.2008
Menschen mit Diabetes leiden etwa doppelt so häufig an Depressionen wie Gesunde: Rund ein Viertel der Patienten sind von depressiven Symptomen wie zum Beispiel Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Schlaf- und Konzentrationsstörungen betroffen. Die Depression mindert nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen erheblich, sondern geht auch mit einem deutlich ungünstigeren Verlauf der Diabetes-Erkrankung einher. So treten Spätfolgen wie Augen- und Nierenschäden bei depressiven Diabetikern um ein Vielfaches häufiger auf als bei nichtdepressiven Diabetikern, und auch die Lebenserwartung ist deutlich reduziert, wenn beide Erkrankungen aufeinander treffen.
"Mit der Diabetes-Erkrankung gehen Schwankungen des Blutzuckerspiegels einher, die auch die Stimmung der Betroffenen beeinträchtigen, einer von vielen Gründen, weshalb sie häufiger an Depressionen erkranken als stoffwechselgesunde Menschen", erklärt Dipl.-Psych. Barbara Schmidt vom Institut für Klinische Psychologie der Universität Mainz. Kommen eine trübe Grundstimmung, Interesselosigkeit und Antriebsmangel hinzu, dann fällt es noch schwerer, regelmäßig den Blutzucker zu bestimmen und die Medikamente gemäß den Anordnungen des Arztes einzunehmen. Nicht zuletzt deswegen sind die Blutzuckerwerte von depressiven Diabetikern schlechter als die von nichtdepressiven Diabetikern. Auf Dauer führt damit eine Depression zu einer Verschlechterung der Blutzuckereinstellung, wodurch Folgeerkrankungen bei Menschen mit Diabetes und Depression insgesamt häufiger auftreten.
Obwohl das Problem schon lange bekannt ist und sehr viele Patienten betroffen sind, wurde die Wirksamkeit von Behandlungsverfahren für diese Patientengruppe bisher nur unzureichend wissenschaftlich untersucht. Diese Lücke will die groß angelegte Diabetes-Depressions-Studie (DAD-Studie) jetzt schließen: An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz werden Betroffenen daher Behandlungsmöglichkeiten angeboten, die entweder eine moderne medikamentöse Therapie oder eine verhaltenstherapeutische Vorgehensweise umfassen.
Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Diabetes-Depressions-Studie hat das Ziel, die Depressionen der Betroffenen zu verbessern oder zu heilen, die Belastungen durch den Diabetes zu verringern und die Lebensqualität zu erhöhen. Schließlich soll die Blutzuckereinstellung deutlich und anhaltend verbessert werden, um langfristigen Schäden und frühzeitigem Tod vorzubeugen. "Wir möchten mit diesem zusätzlichen Angebot Diabetikern mit Depressionen eine Chance eröffnen, mit ihrer Krankheit besser zu leben", sagt Dipl.-Psych. Schmidt. Sie weist darauf hin, dass sich interessierte Patienten aus dem Einzugsgebiet Mainz, Bingen, Worms und Wiesbaden, die seit mindestens einem Jahr an Diabetes leiden und mit Insulin behandelt werden noch bis Juni 2009 unter der Telefonnummer 06131 39-27138 und dem Stichwort "DAD-Studie", sowie auf der Studienhomepage (www.dadstudie.de) über eine Teilnahme informieren können.