Jeder 14. Bundesbürger leidet an Krankheitsangst / Verhaltenstherapeutisches Behandlungsprogramm des Psychologischen Instituts erfolgreich
08.10.2007
Krankheitsangst oder Hypochondrie ist nach einer Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) mit einer Verhaltenstherapie sehr gut zu behandeln. Wie das Psychologische Institut ermittelt hat, haben mehr als zwei Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Verhaltenstherapie ihren Zustand anschließend als deutlich gebessert eingestuft. Das Psychologische Institut der JGU bietet seit 2004 eine verhaltenstherapeutische Behandlung bei Krankheitsangst an, die kontinuierlich von einem Forschungsprojekt begleitet wird.
Unter Krankheitsangst versteht man die Angst, an einer oder mehreren Krankheiten zu leiden. Fast jeder Mensch hat mehr oder weniger Krankheitsangst. Personen, die gar keine Krankheitsangst haben, neigen dazu, so gut wie gar nicht zum Arzt zu gehen, nichts für ihre Gesundheit zu tun und auch bei klaren Anzeichen für Krankheiten zunächst nichts zu unternehmen. Menschen mit starker Krankheitsangst befürchten, eine ernsthafte Krankheit zu haben. Oft wird dabei an Krebserkrankungen gedacht, aber auch an andere schlimme Erkrankungen wie zum Beispiel AIDS oder Alzheimer. In Fachbüchern findet man für das Krankheitsbild häufig auch den Begriff Hypochondrie. Davon betroffen sind Schätzungen zufolge etwa sieben Prozent der Bevölkerung, also jeder 14. Bundesbürger.
Den Betroffenen fällt es meist sehr schwer, sich von ihren Gedanken an diese Krankheiten zu lösen. Viele fühlen sich gefangen genommen von diesen Ängsten. Häufig gelingt es ihnen nur durch wiederholte Arztbesuche, Suche in der Fachliteratur oder die Einbindung anderer Personen, Erleichterung zu erfahren, auch wenn diese meist nicht von Dauer ist. Zu viel Krankheitsangst, aber ebenso auch zu wenig Krankheitsangst können erhebliche Einschränkungen in der Lebensqualität nach sich ziehen.
Das Psychologische Institut der JGU bietet Betroffenen seit nunmehr drei Jahren eine kognitive Verhaltenstherapie an, um der Krankheitsangst zu begegnen. Mittlerweile wurden mehr als 50 Patientinnen und Patienten betreut. Die Therapie erfolgt nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und versucht, sowohl den Gedanken als auch dem Verhalten der Patienten eine andere Richtung zu geben. Gedanken rund um die Krankheitsangst sollen bewusst gemacht und möglichst aufgelöst werden. Bei den Verhaltensänderungen wird beispielsweise versucht, die Betroffenen zu regelmäßigen Arztbesuchen anzuhalten, während sie gleichzeitig die ständige Selbstkontrolle des Körpers unterlassen.
Wissenschaftliche Evaluationen des Therapieangebots zeigen zum Ende der Behandlung eine umfassende Verminderungen von Krankheitsangst, von störenden Gedanken sowie ungünstigen Verhaltensweisen. Sämtliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit abgeschlossener Behandlung haben ihren Zustand anschließend als mindestens leicht gebessert eingeschätzt, 68 Prozent und damit mehr als zwei Drittel sogar als deutlich gebessert.