Antje Boetius ist Inhaberin der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2022

22. Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur stellt die Frage nach Netzwerken zwischen Mensch und Natur und deren Schutz in den Mittelpunkt

01.04.2022

PRESSEMITTEILUNG DER FREUNDE DER UNIVERSITÄT MAINZ E.V. UND DER JOHANNES GUTENBERG-STIFTUNGSPROFESSUR

Prof. Dr. Antje Boetius ist Inhaberin der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Jahr 2022. Sie ist Polar- und Tiefseeforscherin und Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Als Professorin für Geomikrobiologie und Leiterin der Brückengruppe für Tiefsee-Ökologie und -Technologie am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie ist sie am Exzellenzcluster MARUM der Universität Bremen beteiligt. Prof. Dr. Antje Boetius hat an fast 50 Expeditionen auf internationalen Forschungsschiffen teilgenommen. Im Mittelpunkt ihrer aktuellen Forschung stehen die Auswirkungen des Klimawandels auf den Ozean sowie die Lebensvielfalt der Tiefsee.

Boetius ist Trägerin des Gottfried-Wilhelm-Leibniz- und des Communicator-Preises der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie des Deutschen Umweltpreises 2018 und wurde 2019 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie ist Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz sowie anderer nationaler und internationaler Akademien und Fachgesellschaften.

"Mensch und Natur – Die Netzwerke des Lebens"

Im Rahmen der Vorlesungsreihe der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2022 wird Prof. Dr. Antje Boetius mit ihren Gästen die Beziehung von Mensch und Natur ergründen. Die Forschung der aktiven Wissenschaftskommunikatorin zu unbekannten und extremen Lebensräumen zeigt, wie sehr das Leben und Überleben abhängt von Netzwerken zwischen Lebewesen und der Umwelt. Viele Arten können überhaupt nur vorkommen, weil andere mit ihnen kooperieren und ihnen in der Gemeinschaft zu ganz neuen Fähigkeiten verhelfen. Manche Lebewesen zeigen gar genetische Anpassungen an das enge Zusammenleben mit anderen.

Oft sind solche Netzwerke aber unsichtbar. Von den ersten Mikroben über die Entwicklung der Artenvielfalt bis zum modernen Menschen und mit dem Blick auf die ungewisse Zukunft des Lebens auf der Erde gilt es zu verstehen, in welchen Netzwerken das Leben organisiert ist, wo die Knotenpunkte und wie widerstandsfähig diese sind. Denn angesichts der immer schnelleren Änderungen von Umweltbedingungen, vor allem durch Eingriffe des Menschen, wird auch die Frage nach Wirkungen auf die ökologischen und ökonomischen Netzwerke in der Beziehung zwischen Mensch und Natur immer dringender. In der Krise von Klimawandel, Umweltverschmutzung, Pandemie und Übernutzung drohen Netze zu zerreißen, mit schlimmen Konsequenzen für das Leben auf der Erde. Können technische Netzwerke überhaupt ökologische Netzwerke ersetzen? Müssen wir Netzwerke des Lebens als Teil unserer menschlichen Lebensgrundlage verstehen, um sie zu schützen und auch reparieren zu können? Im Rahmen des neuen Weltbiodiversitätsziels sollen Mensch und Natur bis 2050 in Einklang leben können, zum Wohle aller. Wie das gelingen kann, bleibt eine der drängendsten Fragen unserer Zeit.

Prof. Dr. Antje Boetius und ihre renommierten Gäste aus Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft gehen im Rahmen der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2022 auf Expedition in die Netzwerke des Lebens. Dabei ergründen sie auch die Frage, wie wir diese Netzwerke pflegen und gestalten können für eine nachhaltige Mensch-Natur-Beziehung.

Stiftung "Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur"

Eingerichtet hat die Vereinigung der Freunde der Universität Mainz e. V. die Stiftung "Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur" anlässlich des 600. Geburtstags von Johannes Gutenberg im Jahr 2000. Sie ist beim Studium generale der JGU angesiedelt. Bisherige Inhaber der Stiftungsprofessur waren der Kulturhistoriker und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Fritz Stern (2000), der führende Vertreter der Evolutionsbiologie und Pionier der Soziobiologie Bert Hölldobler (2001), der frühere Bundes­außenminister Hans-Dietrich Genscher (2002), der ehemalige Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung Wolfgang Frühwald (2003), der ehemalige Exekutiv-Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) Klaus Töpfer (2004), der Komponist und Dirigent Peter Ruzicka (2005), der Wiener Experimentalphysiker Anton Zeilinger (2006), der Immunologe Fritz Melchers (2007), der Literatur- und Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma (2008), Karl Kardinal Lehmann (2009), die Neuropsychologin und Kognitionswissenschaftlerin Angela D. Friederici (2010), der Kunsthistoriker und Bildwissenschaftler Gottfried Boehm (2011), der Paläoanthropologe Friedemann Schrenk (2012), der Finanzwissenschaftler Gerold Krause-Junk (2013), der Physiker Christof Wetterich (2014), die Kulturwissenschaftler Aleida und Jan Assmann (2015), der Biopsychologe Onur Güntürkün (2016), der Informatiker Wolfgang Wahlster (2017), der Politikwissenschaftler Herfried Münkler (2018), der Zellphysiologe Hanns Hatt (2019) sowie Bundespräsident a.D. Joachim Gauck (2020/2021).