Hilfe für gefährdete Wissenschaftler durch Philipp Schwartz-Initiative

JGU ist mit ihrem Konzept erfolgreich und kann zweijähriges Stipendium an gefährdete Person vergeben

01.06.2016

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) gehört zu den Gewinnerhochschulen in der ersten Runde der Philipp Schwartz-Initiative. Die JGU war mit ihrem Konzept zur Unterstützung gefährdeter Forscherinnen und Forscher erfolgreich und erhält damit die Möglichkeit, ein Stipendium an eine verfolgte Wissenschaftlerin beziehungsweise einen verfolgten Wissenschaftler zu vergeben. Die Alexander von Humboldt-Stiftung hat im Rahmen der Philipp Schwartz-Initiative insgesamt 18 Hochschulen und Forschungseinrichtungen ausgewählt, die nun Fördermittel für 23 ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhalten, die Schutz in Deutschland suchen, weil ihnen in der Heimat Krieg oder Verfolgung droht. Die JGU hatte sich mit einem Konzept beworben, das mit dem Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) in Germersheim abgestimmt ist, wo die gefährdete Person an einem Institut auf dem Campus Aufnahme findet.

Abgesehen vom Welcome Center der JGU, das grundsätzlich allen ausländischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bei der Ankunft in Mainz zur Seite steht, ist in diesem Fall das akademische Auslandsamt des FTSK eingebunden. Als eine der weltweit größten Ausbildungsstätten für Dolmetschen und Übersetzen pflegt der FTSK Kooperationen mit mehr als 100 Partneruniversitäten auf allen Kontinenten. Der Arbeitsbereich Interkulturelle Germanistik, an dem die gefährdete Person angesiedelt sein wird, betreut alle 600 Studierenden, die mit einer anderen Erstsprache als Deutsch studieren. Der Arbeitsbereich hat auch – dank der aus unterschiedlichen Kulturen stammenden Lehrkräfte und Forschenden sowie der fachlichen Beschäftigung mit einer Vielfalt von Sprachen und Kulturen – die nötige Expertise und jahrelange Erfahrung im Umgang mit internationalen Gästen. Das akademische Auslandsamt wird dem Gast vor und nach seiner Ankunft Unterstützung leisten. Dazu gehört Hilfe bei der Wohnungssuche, bei der Anmeldung und Beantragung einer Aufenthaltserlaubnis sowie bei allen anderen Formalitäten, aber auch Unterstützung im Hinblick auf die soziale Eingliederung. Auch für die weitere berufliche Orientierung nach der zweijährigen Förderperiode durch das Philipp Schwartz-Stipendium stehen die Einrichtungen der JGU wie der Career Service der betreffenden Person zur Seite. Die Fördermittel, die insgesamt 96.000 Euro umfassen, werden teilweise für eine wissenschaftliche Hilfskraft aufgebracht, die sich mit den ganz spezifischen Belangen der gefährdeten Person und ihrer Familie befasst.

"Es gehört zu den Verantwortlichkeiten von Universitäten, sich angesichts von Kriegen und Verfolgung für Kollegen einzusetzen. Gerade in den Forschungsfeldern, in denen gemeinsame Interessen bestehen, sollten wir stärker mit gefährdeten Kollegen kooperieren", erklärt Prof. Dr. Dilek Dizdar. Die Professorin für Interkulturelle Germanistik und Translationswissenschaft hat sich für den Friedensappell der Academics for Peace Initiative eingesetzt und den Antrag als Mentorin der gefährdeten Person aktiv befördert. Sie weist auch darauf hin, wie wichtig es ist, nachhaltige Strukturen für die Unterstützung gefährdeter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu schaffen. "Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat hier einen wichtigen Schritt gemacht und ihr gesellschaftliches und politisches Engagement in dieser Sache unter Beweis gestellt."

Die Philipp Schwartz-Initiative wurde von der Alexander von Humboldt-Stiftung gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ins Leben gerufen und ermöglicht Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland die Verleihung von Stipendien für Forschungsaufenthalte an gefährdete Forscherinnen und Forscher. Finanziert wird diese Initiative durch das Auswärtige Amt, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die Fritz Thyssen Stiftung, die Gerda Henkel Stiftung, die Klaus Tschira Stiftung, die Robert Bosch Stiftung sowie die Stiftung Mercator.