Mainzer Archäologen restaurieren frühislamischen Kalifenpalast am See Genezareth

Institut für Altertumswissenschaften erhält Fördermittel aus Kulturerhalt-Programm des Auswärtigen Amts

27.05.2015

Für die Restaurierung des frühislamischen Kalifenpalasts Khirbat al-Minya am See Genezareth in Israel erhält das Institut für Altertumswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) im Rahmen des Kulturerhalt-Programms des Auswärtigen Amts Fördermittel in Höhe von 30.000 Euro. Der rund 5.000 Quadratmeter große Palastkomplex wurde 1932 bis 1939 von deutschen Archäologen im Auftrag der katholischen Görres-Gesellschaft und des Museums für Islamische Kunst Berlin ausgegraben. Er liegt bis heute auf Grundbesitz des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande (DVHL) und wird durch die Israel National Parks Authority verwaltet.

Der aus weißem Kalkstein auf schwarzem Basaltsockel errichtete Palast umschließt eine der ältesten Moscheen des Heiligen Landes. Erbaut wurde er durch den Kalifen Walid I. (705 bis 715 n.Chr.) aus der Dynastie der Umayyaden, die im Heiligen Land 661 bis 750 n.Chr. das erste Kalifat errichteten. Wenige Jahre nach Baubeginn erschütterte ein großes Erdbeben den Palast und verursachte einen Riss mitten durch die Moschee und den gesamten Ostflügel des Bauwerks, was wohl die Bauarbeiten vor ihrer Beendigung zum Erliegen brachte. Im Mittelalter entstand in der Anlage ein Siedeofen zur Verarbeitung des Zuckerrohrs, mit dem die Kreuzfahrer viel Geld verdienten, gleichzeitig aber durch den hohen Wasser- und Brennholzbedarf die Umwelt nachhaltig schädigten. Seit der Ausgrabung liegt die Ruine frei und ist durch Vegetation und Witterungseinflüsse in ihrem Bestand bedroht.

Die vom Auswärtigen Amt geförderte Restaurierung unterstreicht auch den hohen Stellenwert des diesjährigen Jubiläums "50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel". "Die Restaurierung kommt fünf vor zwölf", erklärt Archäologe PD Dr. Hans-Peter Kuhnen, Leitender Akademischer Direktor des Instituts für Altertumswissenschaften und Projektleiter, der seit dem Jahr 2009 mit Mainzer Studierenden archäologische Forschungen in Khirbat al-Minya unternimmt. "Wir konnten von Jahr zu Jahr den fortschreitenden Verfall des Palasts verfolgen. Mit dem Förderprojekt bekennt sich die Bundesrepublik zu ihrer Verantwortung für eine wichtige Ausgrabungsstätte, die ohne das deutsche Engagement in den 1930er-Jahren nicht ausgegraben worden wäre. Gleichzeitig unterstützen wir damit die Arbeit der israelischen Nationalparkverwaltung, bieten unseren Studierenden praktische Erfahrungen in archäologischer Konservierung und setzen innerhalb der Archäologie ein Zeichen für den Dialog mit dem Islam", erklärt Kuhnen, der im Jahr 2014 zusammen mit Franziska Bloch vom Deutschen Archäologischen Institut (DAI) einen Führer zum Palast veröffentlicht hat.

Seit 1981 unterstützt die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen des Kulturerhalt-Programms des Auswärtigen Amts die Bewahrung kulturellen Erbes in aller Welt mit dem Ziel, das Bewusstsein für die eigene nationale Identität im Partnerland zu stärken und einen partnerschaftlichen Kulturdialog zu fördern. Das Kulturerhalt-Programm des Auswärtigen Amts ist ein wirkungsvolles Instrument der deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Gerade der Beitrag von Kulturerhaltvorhaben zur Stabilisierung in Krisenstaaten und als Krisenprävention hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen.