Mainzer Ethnologin arbeitet während dreimonatigem Fellowship an Buchprojekt zur afrikanischen Mittelklasse
15.04.2015
Die Mainzer Ethnologin Prof. Dr. Carola Lentz ist vom Hanse-Wissenschaftskolleg (HKW) in Delmenhorst eingeladen, im Rahmen eines Fellowships bis Mitte Juli 2015 intensiv an ihrem Buchprojekt "Local commitments, national aspirations: the making of an African middle class" zu arbeiten. Grundlage dieser Arbeit bietet der Blick auf vier Generationen gebildeter Männer aus Nordghana, die in der öffentlichen Verwaltung oder im Bildungssektor, als Ärzte oder Anwälte, in der Armee oder in der Kirche ihren Weg gegangen sind. "Es geht insbesondere um die Frage, wie die sozialen 'Aufsteiger' mit ihren gar nicht oder nicht so hoch gebildeten ärmeren Verwandten in den Herkunftsdörfern umgehen, wie sich der Blick auf die ländliche Heimat im Laufe der Generationen verändert hat und welche politischen Visionen diese Männer der ghanaischen Mittelklasse entwerfen", erläutert Prof. Dr. Carola Lentz. Am Hanse-Wissenschaftskolleg wird sie in den kommenden Monaten zudem die Möglichkeit haben, sich mit Soziologen, die zur Mittelklasse in Deutschland forschen, auszutauschen.
Carola Lentz ist seit 2002 Professorin am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), lehrte und forschte vorher bereits an der Freien Universität Berlin (1987-1993) sowie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main (1995-2002). Sie war Fellow am Netherlands Institute for Advanced Study in the Humanities and Social Sciences, Wassenaar, sowie am W.E.B. Du Bois Institute for African and African American Research an der Harvard University. Außerdem hat sie im Rahmen des ERASMUS-Programms an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Marseille und an der Roskilde University in Dänemark gelehrt. Von Oktober 2012 bis Juli 2013 war sie Fellow am Internationalen Geisteswissenschaftlichen Kolleg "Re: Work. Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive" an der Humboldt-Universität zu Berlin. Für ihre zuletzt erschienene Monografie "Land, Mobility and Belonging in West Africa" (Indiana University Press 2013) wurde sie mit dem renommierten Melville J. Herskovits-Preis der amerikanischen African Studies Association ausgezeichnet. Derzeit leitet Lentz unter anderem das Teilprojekt "Ethnische und nationale Differenzierung in afrikanischen Nationalfeiern" im Rahmen der 2013 eingerichteten DFG-Forschergruppe "Un/doing Differences. Praktiken der Humandifferenzierung" an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ihre Forschung und Lehre konzentriert sich insbesondere auf die Kolonialgeschichte Westafrikas, Siedlungsgeschichte und Bodenrecht, Arbeitsmigration, Ethnizität und Nationenbildung sowie Elite-Biografien und die Herausbildung von Mittelklassen in Afrika. Lentz ist Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde (DGV) und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.