Projekt zur Bedeutung von Geld im Jugendalter an drei Schulen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland gestartet

Schuldnerfachberatungszentrum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz will mit Jugendlichen ins Gespräch kommen

07.11.2013

Die Überschuldung in Deutschland stagniert. Bei Jugendlichen im Alter von 18 bis 20 Jahren ist sie im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht zurückgegangen, doch im Vergleich zum Jahr 2004 um über 300 Prozent gestiegen. Damit hat in dieser Altersgruppe die Überschuldung am stärksten zugenommen und liegt bei aktuell 213.000 Schuldnerinnen und Schuldnern. Das sind Ergebnisse aus dem neuesten SchuldnerAtlas, veröffentlicht von der Creditreform Wirtschaftsforschung. Während Arbeitslosigkeit und gescheiterte Selbstständigkeit an Bedeutung verlieren, nehmen beispielsweise Krankheitsgründe als Ursache für eine Verschuldung zu.

"Jugendliche im Konsumrausch" ist nur eines der Pauschalurteile, wenn es um Geld und Jugendliche geht. Aber nicht immer passen solche Aussagen zu den Erfahrungen und Lebensgeschichten der Jugendlichen selbst. So berichtet Alex, 16 Jahre alt, dass er Zeitungen austrägt, um seinen Eltern in ihrer schwierigen finanziellen Lage zu helfen. Die 14-jährige Nadin versteckt sich in den Schulpausen auf der Toilette, weil sie wegen ihrer auf dem Flohmarkt gekauften Kleidung von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern gehänselt wird.

Hier setzt das von der Kinderhilfsaktion "Herzenssache" von SWR, SR und Sparda-Bank geförderte Projekt "Ohne Geld geht gar nix...Jugendliche in der Konsumgesellschaft" an, das am Schuldnerfachberatungszentrum (SFZ) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) im Arbeitsbereich Jugend und Schulden durchgeführt wird. Es ist an drei Schulen im Saarland, in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gestartet. Was bedeutet Geld im Alltag der Jugendlichen und in der Gesellschaft? Welche Erfahrungen haben sie mit Geld und welche Erwartungen sind daran geknüpft? Im Projekt sollen Jugendliche von Jugendlichen lernen und ihre Erfahrungen an Mitschülerinnen und Mitschüler weitergeben. In einem weiteren Schritt werden die Ergebnisse und Materialien auch anderen Schulen zur Verfügung gestellt.

"Wir freuen uns sehr, mit diesem Projekt neue Wege zu beschreiten und den vielfältigen Bedeutungen von Geld im Jugendalter nachzugehen. Wir sind davon überzeugt, mit diesem Projekt Neuland zu betreten, um aus erster Hand an den alltäglichen Erfahrungen von jungen Menschen anzuknüpfen und die bisherigen stereotypen Sichtweisen des Umgangs mit Geld zu überwinden. Denn weder Konsumrausch noch die fehlenden Kompetenzen im Umgang mit Geld geben auch nur annähernd die Lebensrealität von jungen Menschen wieder", so Prof. Dr. Cornelia Schweppe, Leiterin des Schuldnerfachberatungszentrums.

Das Schuldnerfachberatungszentrum an der JGU wurde im Juni 1999 im Zuge der Einführung des Verbraucherinsolvenzverfahrens gegründet und ist eine bundesweit einmalige Einrichtung, die sowohl die Schuldnerberatungsstellen des Landes unterstützt als auch Forschung betreibt.