Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert neuen Sonderforschungsbereich an Universitätsmedizin Mainz

Fokus auf neurowissenschaftlicher Grundlagenforschung / Förderung mit rund 9,3 Millionen Euro

22.11.2012

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet zum 1. Januar 2013 einen neuen Sonderforschungsbereich (SFB) an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ein. Der von Prof. Dr. Robert Nitsch, Direktor des Instituts für Mikroskopische Anatomie und Neurobiologie an der Universitätsmedizin Mainz, koordinierte Forschungsverbund von Wissenschaftlern aus Mainz und Frankfurt wird mit insgesamt rund 9,3 Millionen Euro für eine erste Periode von vier Jahren gefördert. Ziel des SFB ist es, die molekularen und zellulären Wirkzusammenhänge zu erforschen, die das Gehirn in die Lage versetzen, einen balancierten Funktionszustand, die Netzwerkhomöostase, aufrechtzuerhalten. Von einem tiefergreifenden Verständnis solcher Mechanismen versprechen sich die beteiligten Wissenschaftler auch neue Einsichten in Krankheitsprozesse im Gehirn und damit langfristig auch neue Therapieoptionen.

Die molekularen und zellulären Mechanismen der Netzwerkhomöostase im Detail zu verstehen, ist das zentrale Ziel des SFB 1080 "Molekulare und zelluläre Mechanismen der neuronalen Homöostase". Im Erfolgsfall ist das die ideale Voraussetzung, um pharmazeutische Präparate zu entwickeln, die bei Erkrankungen des Gehirns beim Menschen zum Einsatz kommen. Konkret wollen die Forscher um Nitsch unterschiedliche Klassen von Molekülen untersuchen, die z.B. für die Kontrolle von Zell-Zell-Interaktionen und Signalprozessen relevant sind. Forschungserkenntnisse auf diesem Gebiet sind nach Ansicht von Nitsch der Schlüssel, um die Bedeutung homöostatischer Mechanismen für den Organismus und im Besondern für das erkrankte Nervensystem beim Menschen zu begreifen.

Wissenschaftsministerin Doris Ahnen, Aufsichtsratsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz, freut sich mit dem Team um Prof. Dr. Robert Nitsch: "Die erfolgreiche Bewerbung um einen DFG-Sonderforschungsbereich zeigt erneut die hohe Innovationsleistungskraft der Forschung an der Universitätsmedizin und an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Im Januar 2012 konnte sich das von Mainz aus koordinierte CI3-Cluster, das maßgeschneiderte Diagnoseinstrumente und Therapien entwickeln will, im Spitzenclusterwettbewerb des Bundesforschungsministeriums durchsetzen. Anfang Juli 2012 erst startete ein neuer DFG-Sonderforschungsbereich/Transregio unter Leitung von Prof. Dr. Frauke Zipp, der die Entstehung von Multipler Sklerose in den Blick nimmt. Und vor wenigen Tagen hat der Europäische Forschungsrat Prof. Dr. Robert Nitsch einen mit 2,5 Millionen Euro dotierten ERC Advanced Grant für geplante künftige Forschungsprojekte zuerkannt." Der jetzige Erfolg bestätige, dass "unsere Spitzenforschung an der Universitätsmedizin Mainz zu den besten in Deutschland gehört" und auch international auf hohem Niveau mithalten könne.

"Der jetzt bewilligte SFB unterstreicht einmal mehr, dass es richtig war, den Forschungsschwerpunkt Neurowissenschaften (FTN) an der Universitätsmedizin Mainz zu etablieren. Der SFB ist aber auch das Ergebnis einer gezielten Förderung des neurowissenschaftlichen Bereichs über einen längeren Zeitraum hinweg und er basiert auf hervorragenden bestehenden Strukturen, an deren Aufbau herausragende Wissenschaftler der Universitätsmedizin in hohem Maße beteiligt waren. Mit der Berufung von Prof. Dr. Robert Nitsch wurden erfolgreich die Weichen dafür gestellt, dass die Profilbildung nicht nur nach innen, sondern jetzt auch nach außen und zwar auf nationaler Ebene sichtbar wird", so der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban. Nitsch wechselte im Jahr 2009 von der Berliner Charité nach Mainz.

Die Hochschulleitung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gratuliert der Universitätsmedizin Mainz und insbesondere Prof. Dr. Robert Nitsch zum neuen Sonderforschungsbereich. "Damit zeigt sich einmal mehr, dass die Bildung von Profilschwerpunkten an der JGU richtig war und nun Früchte trägt", so der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Prof. Dr. Georg Krausch. "Nun gilt es, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und auszubauen. Als eine der großen Volluniversitäten Deutschlands wollen wir unser breites Lehr- und Forschungsspektrum ganz gezielt mit einer Profilbildung in herausragenden Bereichen verbinden."

"Das immense Potenzial des neuen SFB 1080 liegt darin begründet, dass wir eine realistische Chance haben, einen wesentlichen Beitrag zur Entschlüsselung der Netzwerkhomöostase zu leisten", so Nitsch. Bei der Netzwerkhomöostase handelt es sich um die Fähigkeit des Gehirns, trotz der permanenten Verarbeitung von Umweltinformationen beispielsweise die Balance von Hemmung und Erregung von Nervenzellen zu stabilisieren. "Wir wollen die Kontrollmechanismen erforschen, die während der Entwicklung und im erwachsenen Leben etwa die Neubildung von Zellen, die Ausbildung und Stabilisierung von Verbindungen zwischen den Zellen, die Verarbeitung von Eiweißen in den Zellen sowie den Signalaustausch zwischen den Zellen des Gehirns steuern", erläutert Nitsch, der auch Sprecher des Forschungsschwerpunkts Translationale Neurowissenschaften (FTN) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist.

Dieser Sonderforschungsbereich ist auch ein weiterer Erfolg des Neurowissenschaftlichen Netzwerks Rhein-Main (rmn²), an dem sich neben der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Goethe-Universität Frankfurt auch die ansässigen Max-Planck-Institute für Biophysik und für Hirnforschung sowie das Institut für Molekulare Biologie (IMB) in Mainz beteiligen.