Michael Creutz arbeitet in der Gruppe von Hartmut Wittig an der Simulation der Vorgänge im Inneren des Atomkerns
22.06.2009
Der US-amerikanische Physiker Dr. Michael Creutz wird mit dem Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung ausgezeichnet und in Verbindung damit zu einem Forschungsaufenthalt an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz kommen. Als Gast von Prof. Dr. Hartmut Wittig am Institut für Kernphysik wird Creutz im Juli einen ersten Besuch abstatten. "Dr. Creutz hat sich als theoretischer Teilchenphysiker vor allem mit seinen innovativen Beiträgen auf dem Gebiet der Gitter-Quantenchromodynamik weltweit einen Namen gemacht und wir freuen uns, dass wir diesen hervorragenden Wissenschaftler hier zu einem einjährigen Forschungsaufenthalt begrüßen können", kündigte Wittig an.
Die Gitter-Quantenchromodynamik ist eine der erfolgversprechendsten Methoden, um die Eigenschaften von subatomaren Teilchen mit den Mitteln der theoretischen Physik zu verstehen. Creutz hat Anfang der 1980er Jahre auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet, als es ihm zum ersten Mal gelang, eine fundamentale Eigenschaft der starken Kernkraft, den sogenannten Quarkeinschluss, zu zeigen. Diese Rechnung gilt gemeinhin als Geburtsstunde der numerischen Simulation der Gitter-Quantenchromodynamik, die sich seither zu einer der bedeutendsten Disziplinen innerhalb der theoretischen Teilchenphysik entwickelt hat. Dr. Creutz arbeitet seit 1972 in der High Energy Theory Group des Brookhaven National Laboratory.
Mit dem Humboldt-Forschungspreis werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihr bisheriges Gesamtschaffen ausgezeichnet, deren grundlegende Entdeckungen, Erkenntnisse oder neue Theorien das eigene Fachgebiet nachhaltig geprägt haben und von denen auch in der Zukunft weitere Spitzenleistungen erwartet werden können. Die Preisträger sind eingeladen, selbst gewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkollegen für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr durchzuführen. Der Aufenthalt kann zeitlich aufgeteilt werden. Die Humboldt-Stiftung vergibt nach eigenen Angaben jährlich bis zu 100 Humboldt-Forschungspreise. Die Nominierung erfolgt durch Wissenschaftler in Deutschland. Eine Eigenbewerbung ist nicht möglich. Der Preis ist mit 60.000 Euro dotiert.
Das Institut für Kernphysik hat Ende 2008 die neue Rechneranlage "Wilson" in Betrieb genommen, die unter anderem Experimente am Elektronenbeschleuniger MAMI begleitet. Durch theoretische Arbeiten werden dabei Ergebnisse von Experimenten überprüft oder Annahmen und Erwartungen über das Verhalten der kleinsten Teilchen unserer Materie formuliert. Die Physiker interessieren sich dabei insbesondere für die Kräfte, die zwischen den kleinsten bekannten Teilchen, den Quarks, wirken. Diese Kräfte entstehen durch sogenannte Gluonen, die zwischen den Quarks ausgetauscht werden. Der neue Rechner dient dazu, das Verhalten von Quarks und Gluonen mit Hilfe der Gitter-Quantenchromodynamik zu simulieren. "Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Michael Creutz und erhoffen uns dadurch neue Anregungen für die Nutzung unseres Rechners", erläutert Prof. Wittig.