Mainzer Klerus-Datenbank über europäisches ReIReS-Netzwerk online abrufbar

Online-Forschungsdatenbank für Religionsforschung macht Klerus-Datenbank des Instituts für Mainzer Kirchengeschichte öffentlich zugänglich

04.02.2021

Das EU-Netzwerk "Research Infrastructure on Religious Studies" (ReIReS) hat in den vergangenen Monaten die bislang lokal gehostete Klerus-Datenbank des Instituts für Mainzer Kirchengeschichte mit rund 7.500 Datensätzen zum Mainzer Diözesanklerus insbesondere des 17. und 18. Jahrhunderts digitalisiert, wissenschaftlich verschlagwortet und in die Online-Datenbank ReIReSearch integriert. Damit hat das ReIReS-Netzwerk aus zwölf europäischen Forschungseinrichtungen, darunter die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), einen weiteren Meilenstein in der Etablierung einer innovativen Infrastruktur für Religionsforschung in Europa gesetzt. Ziel des Netzwerks ist der transnationale und virtuelle Zugang zu wichtigen Quellen und Forschungsmaterialien im Bereich der europäischen Religionsforschung, insbesondere durch die Etablierung der web-basierten Forschungsdatenbank ReIReSearch, die als Suchwerkzeug einen verbesserten Zugang für Forschungen zu Judentum, Christentum und Islam sowie antiken und außereuropäischen Religionen bietet. Mit der Klerus-Datenbank des Instituts für Mainzer Kirchengeschichte werden nun erstmals auch Daten zur systematischen Erforschung eines bestimmten Personenkreises, nämlich der Mainzer Diözesanpriester des 17. und 18. Jahrhunderts, Verfügung gestellt.

Die Klerus-Datenbank wurde am Institut für Mainzer Kirchengeschichte des Bistums Mainz über viele Jahre hinweg erarbeitet. Allerdings waren die enthaltenen biografischen Grunddaten von etwa 7.500 römisch-katholischen Klerikern der Diözese Mainz, deren Weihe zwischen 1611 und 1806 lag, bislang nur vor Ort einsehbar. Zu diesen Grunddaten zählen Geburts- und Sterbedatum mit Ortsangaben, Weihen, Ämter oder besondere Leistungen, die Zugehörigkeit zu Orden oder Instituten sowie die Quellen dieser Informationen. Auch weitere Besonderheiten aus dem Leben der Kleriker wurden vermerkt, zum Beispiel Krankheiten, Todesursachen oder Patenschaften, oder ob ein Portrait des Klerikers existiert. Schlaglichtartige Einblicke in das Leben der Priester und Ordensleute bieten Vermerke wie "floh vor den Schweden" oder "weigerte sich, die lästige Stelle anzutreten". Mit der Digitalisierung dieser historischen Datensätze und der Bereitstellung über die ReIReSearch-Forschungsdatenbank erweitert sich der Datenschatz der historischen Religionsforschung, die Ereignisse, die über verschiedene Epochen, Kontexte und Kulturen hinweg stattgefunden haben, untersucht.

Das europäische ReIReS-Forschungsnetzwerk

Die kombinierte Forschungsdatenbank ReIReSearch erleichtert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Suche nach Daten von einem einzigen Standort aus und macht gleichzeitig bislang wenig sichtbare Datensätze für ein breiteres Publikum zugänglich. Kontinuierlich sollen hier weitere Materialien aus lokalen Netzwerken oder von speziellen Standorten integriert werden, um die existierende Vielzahl von Quellen, Datentypen und Forschungsmethoden, die in verschiedenen Sprachen und Schriftsystemen über die Welt verteilt und unterschiedlichsten Katalogsystemen in Bibliotheken und Archiven verstreut sind, auf einer einzigen Plattform verfügbar gemacht werden. Das Design der ReIReSearch-Plattform basiert dabei auf den Bedürfnissen der wissenschaftlichen Forschung.

Ständige Erweiterung der Datenbank

ReIReSearch enthält aktuell Bestände aus den wissenschaftlichen Bibliotheken der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Fondazione per le Scienze Religiose Giovanni XXIII, der KU Leuven und der Universität St. Kliment Ohridski in Sofia. Zudem sind unter anderem hebräische Manuskripte aus den Jahren 1700 bis 1920 aus der Jüdischen Gemeinde Mainz, die Digitalisate von Konzilien verschiedener Kirchen und Epochen, eine Auswahl seltener Bücher und Manuskripte aus der Maurits Sabbe Library Leuven sowie Bücher aus den Bereichen Slavistik und Religion erfasst. Kürzlich konnte neben der Klerus-Datenbank auch die Ostasien-Sammlung der KU Leuven integriert werden mit Quellen zu Sprache, Kultur und Religion aus China, Japan und Korea. ReIReSearch liefert außerdem Suchergebnisse aus der Datenbank Index Religiosus, die von Brepols Publishers für Nutzer mit abonniertem Zugang zur Verfügung gestellt wird.

Mainzer Teilprojekt im EU-Netzwerk

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist eine von insgesamt 12 wissenschaftlichen Einrichtungen aus ganz Europa, die seit Februar 2018 im ReIReS-Projekt kooperieren. Neben der Katholisch-Theologischen Fakultät der JGU, der hiesigen Bereichsbibliothek Theologie mit der Jüdischen Bibliothek und dem Gesangbucharchiv sind auch die Wissenschaftliche Stadtbibliothek und die Martinus-Bibliothek beteiligt. Das Mainzer Teilprojekt bringt somit die großen historischen Bücherschätze von Stadt, Kirche und Universität zusammen und will deren internationale Sichtbarkeit und transnationale Zugänglichkeit steigern, unter anderem durch die Vergabe von Stipendien an europäische Gastwissenschaftler.

Über ReIReS

ReIReS ist eine "starting community" mit dem Ziel, eine innovative Infrastruktur für Religionsforschung innerhalb Europas zu schaffen. Insgesamt 12 europäische Forschungsinstitutionen sind beteiligt. Das Projekt startete im Februar 2018 und wird bis Ende Juli 2021 aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der EU Horizon 2020 finanziert.