Zuwachsrate der Covid-19-Erkrankungen in Deutschland seit vergangenem Freitag fast halbiert

Wirtschaftswissenschaftler erkennen nach Auswertung von Daten der Johns-Hopkins-Universität deutlichen Effekt der Maßnahmen zur Reduzierung sozialer Kontakte

26.03.2020

Seit dem vergangenen Freitag, 20. März, hat sich die Zuwachsrate der durch das Coronavirus verursachten Covid-19-Erkrankungen in Deutschland fast halbiert. Von dann bis gestern betrug sie durchschnittlich 14 Prozent pro Tag, zuvor hatte sie bei durchschnittlich 27 Prozent gelegen. Zu diesen Ergebnissen sind Wirtschaftswissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der Universität Regensburg gekommen, indem sie eine statistische Methode, die üblicherweise in der Arbeitsmarktforschung benutzt wird, auf die von der Johns-Hopkins-Universität veröffentlichten Zahlen zur Verbreitung von Covid-19 angewendet hatten. Den Grund für den Rückgang sehen die Forscher in den umfangreichen Maßnahmen von Bund und Ländern zur Reduzierung sozialer Kontakte: "Auch eine Zuwachsrate von 14 Prozent ist ein Grund zur Sorge, aber die Eindämmungsmaßnahmen haben offenbar den Fortgang der Corona-Pandemie bereits deutlich verlangsamt. Und es ist möglich, dass wir in den kommenden Tagen weitere Auswirkungen sehen werden", sagt der Volkswirtschaftler Prof. Dr. Klaus Wälde, der vonseiten der JGU an der statistischen Auswertung beteiligt war. Einem Bund-Länder-Beschluss vom 13. März folgend finden unter anderem seit dem 14. März keine Bundesligaspiele mehr statt und seit dem 16. März sind Schulen und Kindergärten geschlossen. Nach Verzögerungen durch die Inkubationszeit sowie die Dauer bis zum Gang zum Arzt und die Übermittlung eventueller Testergebnisse zeigen sich nun laut Wälde Ergebnisse dieser Maßnahmen.

Bereits am vergangenen Montag hatten die Forscher nach Auswertung von Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) einen Bruch der Zuwachsrate prognostiziert. Im Gegensatz zum RKI, das Daten der Gesundheitsämter in Deutschland sammelt, verwendet die Johns-Hopkins-Universität Daten aus mehreren Quellen und ist dadurch möglicherweise nicht ganz so verlässlich, aber aktueller. "Unsicherheit, wie gut die Datenquellen die Realität beschreiben, besteht in jedem Fall", sagt Wälde. Dennoch sei es so gut wie ausgeschlossen, dass die nun beobachtete Trendabflachung nicht der Wirklichkeit entspreche: "Aufgrund der dauerhaft starken Abnahme der Zuwachsraten beträgt die statistische Sicherheit unserer Ergebnisse mehr als 99,9 Prozent." Abweichungen durch Zufallseinflüsse, wie mehr oder weniger verfügbare Testkapazitäten oder Messfehler, fielen kaum ins Gewicht.