Forschungskooperation zur Verbesserung der Begleitdiagnostik und Therapie von Tumorerkrankungen
10.11.2015
Mit einer innovativen Methode möchte ein Kooperationsteam aus vier EU-Ländern die Begleitdiagnostik von Krankheiten verbessern und auf lange Sicht einen neuen Ansatz für Therapien entwickeln. Das Prinzip beruht auf der Kombination von Nanomedikamenten mit kurzlebigen Radionukliden zur Bildgebung im lebenden Organismus. Zuerst werden die Nanoteilchen, also synthetische Nanopartikel oder Antikörper, in den Körper eingebracht, wo sie sich aktiv oder passiv in bestimmten Organen oder Zellen anreichern. In einem zweiten Schritt wird eine radioaktive Substanz gegeben. Trifft diese Substanz auf die Nanoteilchen, kommt es zu einer schnellen chemischen Reaktion und einer Verbindung der beiden, während der Rest der Substanz den Organismus verlässt. Über bildgebende Verfahren kann nun genau beobachtet werden, wo sich die Nanoteilchen befinden, ob und wie stark sie sich am Zielort anreichern und wie sie wirken. Die EU unterstützt das Forschungsprojekt während fünf Jahren mit 6 Millionen Euro. Daran beteiligt sind Mediziner und Ärzte aus Kopenhagen, Chemiker der der TU Wien und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) sowie industrielle Partner aus Österreich und den Niederlanden. Das Projekt startet mit dem klaren Ziel, die Technologie in die klinische Praxis zu überführen.
Das Forscherkonsortium zielt darauf ab, die sogenannte Companion Diagnostik zu verbessern und dabei gleichzeitig die Strahlenbelastung für die Patienten möglichst niedrig zu halten. Companion Diagnostik, also die begleitende Gabe einer medizinischen Substanz zur Kontrolle der eigentlichen Medikation, soll erst einmal bei der Auswahl der Patienten helfen. Beispielsweise kann HER2-positiver Brustkrebs heutzutage mit einer Antikörpertherapie behandelt werden, wobei ein relativ hoher Therapieerfolg zu verzeichnen ist. Allerdings sind nur rund 20 Prozent der Brusttumore HER2-positiv und die Behandlung ist zudem sehr teuer. Daher sollte vor dem Beginn einer solchen Behandlung ermittelt werden, ob eine Patientin HER2-positiv ist. Es kann damit frühzeitig erkannt werden, ob ein Patient für eine spezifische Therapie geeignet ist und davon profitieren würde oder ob andere Therapieformen zu favorisieren sind. Außerdem kann damit später der Erfolg der Therapie visualisiert werden. Somit kann das Projekt auch dazu beitragen, Medikamente künftig effektiver, schneller und billiger zu entwickeln.
"Mit diesem System, das wir hier vorschlagen, können wir weitaus mehr als nur feststellen, wo wir gerade im Körper sind", erklärt Dr. Matthias Barz vom Institut für Organische Chemie der JGU, der als Polymerchemiker an dem Projekt beteiligt ist. "Wir haben einerseits den Imaging-Aspekt, sehen also, wo unsere Nanopartikel mit ihrer spezifischen Funktionalität im Körper sitzen. Gleichzeitig ist dieser Ansatz als Fernziel auch therapeutisch im Rahmen einer Radiotherapie nutzbar – das macht ihn einzigartig."
Die Mainzer Kooperationspartner Dr. Matthias Barz und Prof. Dr. Rudolf Zentel steuern zu dem Projekt ihre Expertise für die Herstellung von Nanopartikel-Kleinstteilchen mit spezifischer Funktionalität bei. Dafür stellt die EU ihnen in den kommenden drei Jahren 300.000 Euro für ihr Projekt zur Verfügung.