Nach Bologna: Johannes Gutenberg-Universität Mainz geht neue Wege in der Hochschullehre

Strategische Maßnahmen führen zu Professionalisierung von Studium und Lehre sowie des Studienmanagements an der JGU

29.11.2012

Die vom Bologna-Prozess eingeleitete Strukturreform mit der Einführung der zweistufigen Studiengänge sowie die hohen Studierendenzahlen und die damit verbundene Diversität der Studierenden erfordern eine grundlegende Neuausrichtung der akademischen Lehr- und Lernformen an deutschen Hochschulen.

"Ich begrüße ausdrücklich die heutige Tagung und das große Engagement, mit dem sich Hochschulen wie die Johannes Gutenberg-Universität Mainz der Frage nach guten Lehrbedingungen verschreiben. Angesichts fast 120.000 Studierender, die im aktuellen Wintersemester 2012/2013 an den rheinland-pfälzischen Hochschulen eingeschrieben sind, ist diese aktueller denn je", so die rheinland-pfälzische Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Doris Ahnen, anlässlich der internationalen Tagung "Teaching is Touching the Future" an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), bei der rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Zukunft der Hochschullehre diskutieren.

Auch das Land habe gute Initiativen auf den Weg gebracht, die zu einer besseren Lehre beitrügen, so Ahnen weiter. Ein Beispiel sei der 2006 eingeführte und mit 10.000 Euro dotierte Landeslehrpreis, der alle zwei Jahre an bis zu zwölf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben wird. Ebenso der "Qualitätspakt Lehre". Bei diesem von Bund und Ländern initiierten Wettbewerb, der ebenfalls auf die Weiterentwicklung der Lehrqualität zielt, waren die rheinland-pfälzischen Hochschulen überaus erfolgreich. Bis 2016 stehen den ausgezeichneten Bewerberhochschulen knapp 43 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat in den zurückliegenden sechs Jahren im Zuge der Bologna-Reform insgesamt 232 modularisierte Studienangebote (127 Bachelor, 103 Master sowie zwei modularisierte kirchliche Studiengänge) eingeführt. "Mit der Umstellung auf diese gestuften Studiengänge hat die Universität eine der grundlegendsten Veränderungen seit ihrer Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg durchlaufen", erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch. "Hinzu kommen die anhaltend hohen und weiter steigenden Studierendenzahlen. Um unter diesen Bedingungen eine hohe Qualität in Studium und Lehre sicherstellen zu können, unterzieht die Universität seit vielen Jahren den gesamten Bereich um Studium und Lehre einem intensiven Reflexions- und Reorganisationsprozess, der zur Professionalisierung von Studium und Lehre sowie des Studienmanagements führt. Zu nennen sind hier an erster Stelle die Entwicklung und Umsetzung einer einheitlichen Lehrstrategie, die systematische Evaluation von Studium, Lehre und Prüfungswesen, die konsequente Hinarbeit auf eine Systemakkreditierung sowie die gezielte Förderung innovativer Lehr- und Lernprojekte, aber auch grundlegende strukturelle und organisatorische Veränderungen im Gesamtbereich der Studien- und Prüfungsadministration sowie die gezielte Personalentwicklung des wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Personals."

So hat die JGU im Jahr 2010 für ihr Konzept der strategischen Ausrichtung der Lehre und der Weiterentwicklung der Lehrkompetenz den Exzellenzpreis Studium und Lehre Rheinland-Pfalz erhalten. Die Einrichtung des Gutenberg Lehrkollegs (GLK) im Jahr 2011 gehört zu den weiteren Meilensteinen auf dem Weg zur innovativen Hochschullehre. Zu den zentralen Aufgaben dieses neuen Kollegs zählen die Weiterentwicklung der Lehre und die Förderung der akademischen Lehrkompetenz, zugleich werden Beiträge zur Fortentwicklung der Studienstrukturen und Lernbedingungen der JGU erarbeitet. Als Expertengremium konzipiert, übernimmt das Gutenberg Lehrkolleg zudem eine Beratungsfunktion in den strategischen Fragen von Studium und Lehre.

Studierende zukunftsfähig machen: Innovative Maßnahmen

"'Menschen zukunftsfähig machen', dieser Aufgabe fühlt sich die Universität verpflichtet", erklärt die Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Prof. Dr. Mechthild Dreyer. "Wir sehen insbesondere im Bereich des Studiums und der Lehre den Ort, an dem wir zukunftsfähig machendes Wissen und Können einer u.a. in Herkunft, Bildungshintergrund oder Alter sehr heterogenen Studierendenschaft vermitteln müssen." Forschendes Studieren, Berufsfähigkeit, Persönlichkeitsbildung – und das im internationalen Kontext – sind zentrale Stichworte. "Um den heutigen vielfältigen Anforderungen an ein Studium gerecht zu werden, hat das Gutenberg Lehrkolleg geeignete Maßnahmen initiiert, die die Weiterentwicklung der Lehre, der vorhandenen akademischen Lehrkompetenz sowie der Studienstrukturen an der JGU sichern", so die Vizepräsidentin. Dazu gehören beispielsweise

  • die Etablierung geeigneter Foren und Netzwerke innerhalb der JGU zum Erfahrungsaustausch und zur Entwicklung von Modellen einer qualifizierten Lehrtätigkeit,
  • Projekte zur Verbesserung der Lehrkompetenz und zur innovativen Weiterentwicklung der Lehre sowie
  • die Förderung eines nationalen und internationalen Informations- und Erfahrungsaustauschs im Bereich der praktischen Lehre oder der Lehr- und Lernforschung.

"Die Landesregierung stellt uns in den Jahren 2011-2015 insgesamt 8,5 Millionen Euro aus dem Hochschulpakt zur Verfügung, die wir gezielt in spezifische Projekte zur Qualitätssicherung in der Lehre und zur Förderung von Wissenschaftlerinnen einsetzen", so die Vizepräsidentin. Hinzu kommen jetzt nochmals rund 12 Millionen Euro, die die Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Rahmen des "Qualitätspakts Lehre" des Bundes und der Länder 2012-2016 für drei Teilprojekte erhält. Dazu gehört z.B. die Prüfungswerkstatt für Lehrende, die einen Beitrag zur Entwicklung von Prüfungsformen und -praktiken leisten und deren Wirksamkeit untersuchen soll. "Diese umfangreichen Fördermittel des Bundes und des Landes geben uns die Möglichkeit, konsequent die in den letzten Jahren begonnenen Maßnahmen zum Auf- und Ausbau tragfähiger Strukturen sowie der Entwicklung professionellen Know-hows bei Lehrenden, aber auch beim Wissenschaft stützenden Personal fortzusetzen," hebt die Vizepräsidentin für Studium und Lehre hervor. "Und das trotz der hohen Belastung aufgrund der extrem hohen Nachfrage."

Zu den eingeleiteten personellen und strukturellen Anpassungen gehören u.a. auch die langfristige Etablierung von Studienbüros in allen Fachbereichen, die Anpassung der Studienfachberatung an die Erfordernisse der gewandelten Studiensituation sowie die Weiterentwicklung der Zentralen Studienberatung und deren speziellen Career Service mit dem Ziel, ein differenziertes Beratungsangebot rund um den "Student Life Cycle" zu bieten.

"Im Hinblick auf die Optimierung der durch den Bologna-Prozess eingeleiteten Strukturreform und auf die anhaltend hohen Studierendenzahlen ist es uns ein wichtiges Anliegen, dass die Zukunft der Hochschullehre auf der Agenda der Politik und der Hochschulen einen dauerhaft festen Platz einnimmt", so Dreyer. "Wir freuen uns daher sehr, dass die Tagung 'Teaching is Touching the Future – Emphasis on Skills' in Mainz neue Wege für die Lehre an deutschen Hochschulen diskutiert."

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist mit rund 37.000 Studierenden aus mehr als 130 Nationen die größte Hochschule in Rheinland-Pfalz und eine der zehn größten Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland.