Neues Graduiertenkolleg "Frühe Konzepte von Mensch und Natur: Universalität, Spezifität, Tradierung" eröffnet

Graduiertenkolleg untersucht Konzepte von Mensch und Natur in den Kulturen des Orients und Okzidents zwischen 3200 v.Chr. und dem Mittelalter / Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft

11.11.2013

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat im Oktober 2013 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ein neues Graduiertenkolleg eingerichtet, das sich mit den frühen Mensch- und Naturvorstellungen im vorderasiatischen, nordostafrikanischen und europäischen Raum befasst. Das Graduiertenkolleg 1876 "Frühe Konzepte von Mensch und Natur: Universalität, Spezifität, Tradierung" bietet 24 Doktorandinnen und Doktoranden in den kommenden Jahren ein strukturiertes Forschungs- und Qualifizierungsprogramm. "Eine übergreifende inner- und transkulturelle Verortung früher Konzepte setzt voraus, dass tiefgehende Kenntnisse aller behandelten Kulturen, ihrer Sprachen und ihrer materiellen Kultur vorhanden sind", so Prof. Dr. Tanja Pommerening, Sprecherin des DFG-Graduiertenkollegs. "Ein Graduiertenkolleg als interdisziplinärer Forschungs- und Ausbildungsverbund bietet den optimalen Rahmen, um auf dem Gebiet der Wissensgeschichte größere Fortschritte zu erzielen, weil es aufgrund der besonderen Betreuungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten zielgerichtete Arbeiten und einen permanenten interdisziplinären Austausch ermöglicht." Die einzelnen fachspezifischen Arbeiten der Promovenden berücksichtigen gleichartige Fragestellungen und eine breite Methodik, um objektivierbare Vergleichsdaten zu liefern.

Im Rahmen des neuen Graduiertenkollegs werden dessen Mitglieder anhand von Texten, Abbildungen und materiellen Quellen aus der Zeit von etwa 3200 v.Chr. bis zum Mittelalter erarbeiten, wie sich Konzepte des Menschen und der Natur entwickelt und im Rahmen der Verbreitung und Vermittlung zwischen Kulturen und Zeitepochen verändert haben. An ausgewählten Beispielen will das Kolleg herausstellen, wie sich Menschen von der Prähistorie bis zum Mittelalter Weltentstehung und Urelemente vorstellten, welche frühen Konzepte von Naturphänomenen oder Naturgewalten vorherrschten, wie Flora, Fauna und Landschaft beschrieben wurden und wie man den menschlichen Körper, Krankheit und Heilung erklärte. Dabei wird eine enge Zusammenarbeit der Geisteswissenschaften mit den Natur- und Lebenswissenschaften praktiziert.

Die Voraussetzungen für das neue Graduiertenkolleg sind an der JGU mit ihrer Vielfalt an sog. Kleinen Fächern insbesondere im Bereich der Altertumswissenschaften ideal. Im Graduiertenkolleg vertreten sind allein vier Professuren für den altorientalischen und altägyptischen Bereich und drei Professuren für die Klassische Antike. Hinzu kommt die Beteiligung von Professuren für Byzantinistik, Germanistische Mediävistik sowie Medizingeschichte. Diese fachliche und personelle Breite ermöglicht vor Ort vielfältige interdisziplinäre Kombinationen und dient als Basis für die Herausbildung exzellenter Forschung. Hiervon zeugen – auf das Thema des neuen Graduiertenkollegs bezogen – insbesondere die zwei bereits jahrzehntelang bestehenden internationalen Arbeitskreise "Alte Medizin" und "Antike Naturwissenschaften und ihre Rezeption". Durch die in Mainz zusätzlich vorhandenen und am Graduiertenkolleg beteiligten Forschungsinstitute und Forschungsschwerpunkte – darunter das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM), der WissenschaftsCampus Byzanz zwischen Orient und Okzident sowie der Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften, das Forschungszentrum Sozial- und Kulturwissenschaften und das Konrad-Weidemann-Zentrum der JGU – ergibt sich ein einmaliges Spektrum von Wissenszweigen philologischer, bild- und kulturwissenschaftlicher, wissenschaftshistorischer und natur­wissenschaftlicher Disziplinen, die in großem Umfang erstmalig zusammenarbeiten und voneinander profitieren werden. Durch die fest eingebundenen Kooperationspartner verschiedener Disziplinen in den USA, England, Frankreich und Belgien werden zudem transnationale Kontakte in Forschungsfragen erleichtert.