4. Tag der Rhein-Main-Universitäten: RMU als "Chancen-Raum"

Chanceneröffnung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierephasen sowie den akademischen Mittelbau im Fokus

24.10.2022

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG DER RHEIN-MAIN-UNIVERSITÄTEN (RMU)

Die Rhein-Main-Universitäten (RMU) sind nach zwei Jahren der Pandemie mit ihrem jährlich stattfindende "Tag der RMU" in die Präsenz zurückgekehrt, nachdem die Technische Universität Darmstadt und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz die Veranstaltung in den Jahren 2020 und 2021 digital ausgerichtet hatten. Auch in anderer Hinsicht knüpft die Veranstaltung mit mehreren hundert Teilnehmenden aus Hessen und Rheinland-Pfalz an Vergangenes an: Wie 2019 war auch in diesem Jahr die Goethe-Universität Frankfurt Gastgeberin und hat auf den Campus Westend eingeladen.

Nachdem es in den Vorjahren um die Potenziale der länderübergreifenden Allianz (2019), Studium und Lehre (2020) und Forschung (2021) gegangen war, standen in diesem Jahr Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen und der sogenannte "akademische Mittelbau" im Zentrum. "Diese Talente nachhaltig für uns zu gewinnen und weiter zu qualifizieren, bereichert jede Universität maßgeblich, stärkt und schärft ihr Profil ebenso wie ihre Zukunftsfähigkeit", betonte Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt, in seiner Begrüßung.

Impulse aus der Politik

Die Bedeutung der Förderung und Unterstützung von jungen Wissenschaftler*innen unterstrichen auch Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, und Dr. Denis Alt, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz, in zwei prägnanten Impulsen aus der Politik.

"Die Zukunft der Wissenschaft liegt in der Vernetzung und in Allianzen, die die Stärken der einzelnen wissenschaftlichen Einrichtungen optimal verbinden – da gehen die drei RMU-Universitäten voran", erklärte Staatssekretärin Ayse Asar. "Sie vereinen fast 10.000 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem Promovierende und Postdocs, die heute thematisch im Mittelpunkt stehen. Ohne sie, ohne den 'akademischen Mittelbau' wären die Universitäten nicht das, was sie sind. Deshalb sind eine kluge Personalentwicklung und umfangreiche Unterstützungs-, Qualifikations- und Beratungsstrukturen hoch relevant. Als hessische Landesregierung unterstützen wir die Hochschulen dabei sowohl finanziell als auch strukturell, unter anderem mit Möglichkeiten für neue Karrierewege im 2021 novellierten Hessischen Hochschulgesetz etwa mit der Qualifikationsprofessur beziehungsweise dem Tenure Track oder auch der Tandem-Professur. Im 2021 erarbeiteten 'Kodex für gute Arbeit' verpflichten sich die Hochschulen zu neuen Standards für bessere und attraktivere Arbeitsbedingungen."

Staatssekretär Dr. Denis Alt betonte: "Die Allianz der Rhein-Main-Universitäten mit den Partneruniversitäten in Frankfurt, Darmstadt und Mainz ist ein wichtiger Baustein, um sich in einer ausdifferenzierten Wissenschaftslandschaft weiter national und international zu profilieren. Gemeinsam können die drei forschungsstarken Universitäten die Rhein-Main-Region als Wissenschaftsmotor weiterentwickeln. Davon profitieren nicht nur die Universitäten, sondern auch Hessen und Rheinland-Pfalz. Die wissenschaftlichen Erfolge der letzten Jahre, zum Beispiel in der gemeinsamen Drittmitteleinwerbung, zeigen, dass sich die Universitäten auf dem richtigen Weg befinden, auf dem wir sie nach Kräften unterstützen möchten."

In ihrer Keynote hob Prof. Dr. Marlis Hochbruck hervor, dass die frühen Berufsjahre von Wissenschaftler*innen keinesfalls nur von Hoffnung und Aufbruchsstimmung geprägt sind: Ökonomische Unsicherheit, die Frage, ob sich Familienplanung und Familie mit der Karriere unter einen Hut bringen lassen, Hindernisse bei der Verwirklichung ambitionierter Forschungsinteressen und generell eine noch im Dunkeln liegende Zukunft werden von vielen Wissenschaftler*innen gerade in dieser Lebensphase als besonders drückend empfunden. Es folgten eine hochkarätig Podiumsdiskussion sowie ein abwechslungsreiches Programm aus Workshops und Projektpräsentationen von Kooperationen in der RMU an. In den Workshops ging es um die spezifischen Fördermöglichkeiten in der RMU im nationalen und europäischen Rahmen, um alternative Karrierepfade hin zu Ministerien, weiteren Behörden und NGOs und um Möglichkeiten, sich vom Impostor-Syndrom zu befreien, also von massiven Selbstzweifeln hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten, Leistungen und Erfolge. In einem Vernetzungstreffen zum Thema Nachhaltigkeit trafen sich zudem Mitarbeiter*innen der für Nachhaltigkeit zuständigen Arbeitsbereiche der drei Universitäten und tauschten sich über "Bildung für Nachhaltige Entwicklung" (BNE) aus.

Positive und zugleich differenzierte Bilanz

Die Hochschulleitung der drei Rhein-Main-Universitäten zogen am Ende der Veranstaltung eine positive und zugleich differenzierte Bilanz: Manche Lasten können Universitäten Wissenschaftler*innen am Beginn ihrer Laufbahn nicht abnehmen – sie können aber Maßnahmen ergreifen, um diese zu erleichtern: durch zielführende, an individuelle Bedürfnisse angepasste Beratung, vielfältige und hochwertige Weiterbildungsmöglichkeiten, Vernetzungsangebote und konkrete Förderung. Diese sind umso effektiver, wenn Universitäten nicht für sich agieren, sondern im Verbund, unter Nutzung der ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen.

Und eben dies hat sich der Verbund der Rhein-Main-Universitäten vorgenommen: Sie will ein echter "Chancen-Raum" sein. So wurde die Einrichtung einer (virtuellen) Austauschplattform für Postdoktorand*innen der RMU in Aussicht gestellt, die Informationen auch für Externe vorhalten und vorhandene Fördermaßnahmen zielgruppengerecht darstellen soll. "Wir wollen als RMU junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland und weltweit für uns gewinnen – weil wir sie, ihre Kreativität, ihren Esprit, ihre Neugier und ihren Mut einfach brauchen", so Prof. Dr. Enrico Schleiff, Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt.

Zudem wurden Pläne zur Fortentwicklung des Programmangebots zu Professional Skills durch die Fördereinrichtungen der RMU vorgestellt: "Wir werden das gemeinsame Programmangebot für Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen weiter ausbauen. So bündeln wir in der RMU unsere Stärken und die Wissenschaftler*innen können die Angebote flexibler nutzen", betonte Prof. Dr. Stefan Müller-Stach, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Prof. Dr. Tanja Brühl, Präsidentin der TU Darmstadt, stellte eine neue gemeinsame Förderlinie des RMU-Initiativfonds Forschung exklusiv für Wissenschaftler*innen der RMU in der frühen Berufsphase vor. Diese können für die Vernetzung innerhalb der RMU durch die aktuell ausgeschriebene Förderlinie mit bis zu 30.000 Euro unterstützt werden. "Wir wollen kreative und mutige Projektideen unserer Early Career Researchers fördern und sie ermutigen, sich innerhalb der Allianz der Rhein-Main-Universitäten stärker zu vernetzen und eng zu kooperieren – sei es durch gemeinsame Publikationen, Projektanträge oder im Bereich der Wissenschaftskommunikation", so Brühl.